BERLIN | Die Deutsche Bahn verzeichnet einen extremen Anstieg von Zugausfällen wegen Personalmangels. Das betrifft vor allem den Regionalverkehr des Staatsunternehmens.
Allein von Juli bis September konnten dort 18.676 Fahrten nicht stattfinden, weil Mitarbeiter fehlten – im gleichen Zeitraum des Vorjahres lag die Zahl noch bei 6.935. Das geht aus einer Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine schriftliche Anfrage aus der Linken-Bundestagsfraktion hervor, über die der Spiegel berichtet.
Die Statistik bezieht sich auf die DB Regio AG, die einen Marktanteil von rund 60 Prozent hat. Insgesamt sind in den ersten drei Quartalen 2022 bereits 34.388 Fahrten personalbedingt ausgefallen, im gesamten Jahr 2021 waren es mit 21.954 deutlich weniger. Seit mindestens Mitte 2021 liegt der Quartalswert jeweils über dem des Vorjahres, mit zuletzt stark steigender Tendenz.
Auch im Fernverkehr ist ein massiver Anstieg zu verzeichnen. Dort fielen im dritten Quartal 102 Fahrten wegen Personalmangels aus, von Juni bis September 2021 waren es lediglich 31. Bundesregierung und Bahn verweisen auf vermehrte Krankheitsfälle in der Pandemie. Der starke Anstieg der “punktuellen, personellen Engpässe” ist laut Verkehrsstaatssekretär Michael Theurer (FDP) “unter anderem auf die angespannte Corona-Situation und den damit verbundenen Ausfall von Mitarbeitenden zurückzuführen”.
Die DB Regio habe als Gegenmaßnahme “regionale Notfallkonzepte erarbeitet”. Gemeint sind vor allem ausgedünnte Fahrpläne. Die Bahn bestätigt auf Anfrage einen aktuell hohen Krankenstand “wie bei nahezu allen Unternehmen in Deutschland”, bei dem ein “vorübergehend leicht reduziertes Angebot” helfe, einen stabilen Betrieb aufrechtzuerhalten.
Der Konzern verweist darauf, seit 2019 unter dem Strich rund 20.000 Stellen aufgebaut zu haben, allein in diesem Jahr sollen mehr als 26.000 Beschäftigte neu eingestellt werden.
Für den Linkenabgeordneten Bernd Riexinger belegen die hohen Zugausfälle hingegen ein strukturelles Problem: Die Personalgewinnungspläne der Bahn reichten nicht aus. Er fordert mehr Ausbildungsplätze, deutlich höhere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen.