FRANKFURT AM MAIN | Zugfahrten durch den Taunus werden künftig ruhiger und umweltfreundlicher. Auf vier Strecken gehen Wasserstoff-Züge an den Start und ersetzen alte Dieselfahrzeuge.
Einen knappen Monat vor dem geplanten Start ist der erste Wasserstoffzug für den Taunus in Frankfurt eingetroffen. Das von Brennstoffzellen angetriebene Fahrzeug wurde am Montag ebenso vorgestellt wie die eigens errichtete Wasserstoff-Tankstelle am Frankfurter Industriepark Höchst.
Mit dem Fahrplanwechsel zum 11. Dezember sollen die ersten Züge des Herstellers Alstom zwischen Frankfurt und dem Taunus-Ort Brandoberndorf unterwegs sein. Laut Alstom entsteht so bis zum Frühjahr auf vier nicht-elektrifizierten Nebenstrecken im Taunus das weltgrößte Netz mit 27 Wasserstoffzügen. Baugleiche Bahnen vom Typ Coradia iLint sind auch bereits in Norddeutschland unterwegs.
Die Triebwagen lösen in Hessen alte Dieselfahrzeuge ab. Sie geben lokal kein CO2 ab und benötigen auch keine Oberleitungen. In Brennstoffzellen auf dem Zugdach reagiert Wasserstoff sauber mit Sauerstoff aus der Umgebungsluft. Es entstehen Wärme, Strom für die Motoren und als Abfallprodukt Wasserdampf.
Der notwendige Wasserstoff kommt aus den Anlagen des Industrieparks, wo “grauer” Wasserstoff als Abfallprodukt der Chemieprozesse in großen Mengen anfällt. Mit Unterstützung des Landes Hessen wird dort zusätzlich eine Elektrolyse-Anlage errichtet, die mit eingekauftem Öko-Strom Wasser in Sauerstoff und «grünen» Wasserstoff spalten wird.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) lobte am Montag das Pilotprojekt als “Gamechanger”. Er sagte: “Wasserstoff ist insbesondere bei schweren Nutzfahrzeugen, Schiffen oder eben auch im Bahnbetrieb Teil der Lösung. Denn dank der H2-Technologie können wir künftig auch auf den Teilen des Netzes klimaneutral und leise unterwegs sein, bei denen eine Elektrifizierung zu aufwendig wäre.”
Der Betrieb des Teilnetzes ist vom Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) zunächst für zwölf Jahre an die DB-Tochter “Regionalverkehre Start Deutschland” vergeben worden. Die Fahrzeuge im Wert von rund 500 Millionen Euro gehören wiederum der RMV-Tochter Fahma und werden im Werk Griesheim der DB Regio gewartet.
Neben dem Umweltaspekt soll es auch komfortabler werden, hat der RMV angekündigt. Die Wasserstoffzüge bieten mehr Sitzplätze als die bisher eingesetzten Züge, sind leiser und bieten gratis WLAN.