BERLIN | Die Wettbewerber der Deutschen Bahn im Schienengüterverkehr begrüßen die Bestrebungen für einen Verkauf der Bahn-Logistiksparte DB Schenker.
Im Falle eines Verkaufs des Tochterunternehmens sollte der Erlös „vollumfänglich dazu genutzt werden, die Modernisierung der Schieneninfrastruktur zu finanzieren“, sagte Ludolf Kerkeling, Vorstandsvorsitzender des Netzwerks Europäischer Eisenbahnen (NEE) und des dazugehörigen Güterbahnen-Bündnisses.
„Die eingenommenen Gelder sollten ohne Abzug in einen transparenten Schieneninfrastrukturfonds nach Schweizer Vorbild fließen. Als Teil eines Sondervermögens für die 2024 geplante gemeinwohlorientierte Schieneninfrastrukturgesellschaft kann mit diesen Mitteln Versäumtes nachgeholt werden“, so Kerkeling.
Das bundeseigene Schienennetz müsse endlich ins 21. Jahrhundert gebracht werden, forderte er. Es brauche eine neue Fahrplan- und Betriebs-IT, digitale Stellwerke, Überholgleise mit europäischer 740-Meter-Normlänge und eine preisstabile Versorgung mit erneuerbaren Energien. Kerkeling weiter: „Der Eigentümer Bund muss bei einem letztlich lohnenden Verkauf allerdings zwei bekannten Versuchungen widerstehen: heimlich Mittel in gleicher Höhe im Schienenkapitel des Bundeshaushalts zurückzufahren sowie der DB den Verkaufserlös unkontrolliert zu überlassen.“
Eine Arbeitsgruppe von Bund und Bahn hatte kürzlich den Grundsatzbeschluss zum Verkauf der Logistiksparte gefasst. Demnach soll der Aufsichtsrat des Staatskonzerns möglichst noch dieses Jahr das Vorhaben billigen, voraussichtlich in einer Sondersitzung. Befürworter für einen Verkauf gibt es in der Ampelkoalition vor allem bei den Grünen und der FDP. Der Unternehmenswert von DB Schenker wird laut Medienberichten auf 12 bis 20 Milliarden Euro geschätzt. DB Schenker bietet Transporte für Industrie und Handel zu Land, zu Wasser und in der Luft an. 74.200 Beschäftigte arbeiten weltweit an 2.100 Standorten.
Für den Vorsitzenden der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Klaus-Dieter Hommel, seien die Verkaufspläne „wirtschaftlicher Unsinn“, wie er kürzlich sagte. Schenker liefere 30 Prozent des Konzernumsatzes und erwirtschafte stabile Gewinne. Die Bahn verspiele auch die Chance, ein schlagkräftiger Anbieter im internationalen Güterverkehr zu sein, so Hommel. Der EVG-Chef führt derzeit auch den Aufsichtsrat des Konzerns.