GÖTTINGEN / BERLIN | Nach dem Rauswurf der Rollstuhlfahrerin und Umweltaktivistin Cécile Lecomte aus einem ICE hat sich nun auch die Deutsche Bahn detailliert zu dem Geschehenen geäußert.
Eine Sprecherin des Konzerns teilte am späten Donnerstagabend mit, dass im Wagen – nach Aussagen einer anwesenden Zeugin – bereits nach dem Einsteigen der Rollstuhlfahrerin eine „aggressive Stimmung“ herrschte. Frau Lecomte habe sich am Montag im ICE 1576 in einem Wagen mit Ruhebereich befunden und dort lautstark und wiederholt geschimpft und der Deutschen Bahn Diskriminierung vorgeworfen. Sie habe sich den Ausführungen zufolge sogar gewundert, dass es anderen Rollstuhlfahrenden durch ihr Handeln bereits gelungen sei, ganze Zugfahrten ausfallen zu lassen. Die Zeugin erinnerte sich, dass die Dame im Rollstuhl zu ihrer Begleitperson gesagt habe, „man muss der Bahn zeigen, wo der Hammer hängt“. Eine Mitreisende, die die Rollstuhlfahrerin im Ruhebereich bat, nicht so laut zu schreien, sei zudem wüst beschimpft worden.
Als eine alleinreisende Frau mit Zwillingskinderwagen in den gleichen Wagen einstieg, sei die Situation schließlich eskaliert. Die Zeugin beschrieb die Dame im Rollstuhl „als absolut unkooperativ und beratungsresistent“. Die Zugchefin sei hingegen „sehr professionell, freundlich und lösungsorientiert“ gewesen, hieß es. Laut der Bahnsprecherin handelte es sich bei der Zeugin um eine Kommunikationstrainerin, die im gleichen Wagen reiste und sich nach dem Ereignis an die Bahn wandte.
Die Erläuterungen seitens der Bahn decken sich damit mit denen der Bundespolizei. Ein Sprecher der Behörde hatte am Mittwoch gegenüber Bahnblogstelle ebenfalls erklärt, dass die 40-jährige Aktivistin die Durchsetzung des Beförderungsausschlusses durch ihr Verhalten selbst herbeigeführt habe. Sie musste den Zug am Bahnhof Göttingen mit Unterstützung der Beamten verlassen. Lecomte widersprach der Darstellung noch am selben Abend und warf der Bundespolizei vor, die Tatsachen zu verdrehen. Anfänglich sprach sie sogar von „Polizeigewalt“, die angewandt worden sei, um sie aus dem Zug zu holen.
Die Pressestelle des Konzerns machte deutlich, dass man es bedauere, dass die Zugfahrt eine solche Entwicklung genommen hat. Denn Diskriminierung und Hass hätten keinen Platz bei der Deutschen Bahn, so die Sprecherin. „Ganz im Gegenteil. Zum einen werden unsere Mitarbeitenden laufend im Umgang mit Reisenden geschult – dazu gehört es, Situationen zu deeskalieren und keine Fahrgäste zu diskriminieren. Darüber hinaus unternimmt die DB viel, um gerade Reisenden mit Mobilitätseinschränkungen eine selbstbestimmte Mobilität zu ermöglichen.“ Die Vorwürfe der Rollstuhlfahrerin seien daher laut der Bahnsprecherin „nicht nachvollziehbar“.