Zugunglück in Oberbayern: Bergungsarbeiten gehen weiter – fünf Todesopfer


GARMISCH-PARTENKIRCHEN | Nach dem schweren Zugunfall mit mehreren Toten gehen die Bergungsarbeiten und Ermittlungen weiter. Wie es dazu kommen konnte, dass mehrere Waggons entgleisten, ist noch unklar.

  aktualisiert  

Nach dem schweren Zugunglück in Garmisch-Partenkirchen sind am Samstag die Ermittlungen und Bergungsarbeiten an der Unfallstelle fortgesetzt worden. Dort waren am Freitagmittag alle fünf Waggons des Regionalzuges auf dem Weg nach München im Ortsteil Burgrain entgleist. Mehrere Doppelstockwagen des Zuges kippten um, rutschten eine Böschung hinab und blieben direkt neben einer Bundesstraße liegen. Die Ursache des Unglücks war auch am Tag danach noch unklar.

Von den etwa 140 Menschen im Zug starben mindestens fünf, wie ein Polizeisprecher am Samstag mitteilte. Zudem gab es etwa 40 Verletzte, darunter mehrere Kinder. Einige Opfer erlitten schwerste Verletzungen und mussten notoperiert werden. Es ist eines der schwersten Bahnunglücke der vergangenen Jahre in Deutschland.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) schloss am Freitag nicht aus, dass unter den umgestürzten Waggons noch weitere Menschen liegen könnten. Insgesamt vier Tote wurden bis zum Samstagnachmittag unter dem Zug gefunden, ein fünfter Mensch starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Herrmann machte sich am Freitagnachmittag vor Ort in Oberbayern ein Bild der Lage und sagte dem Bayerischen Rundfunk am Abend, dass noch mehrere Menschen als vermisst gelten. Es könne sich aber auch um die Schwerverletzten in den Kliniken handeln, dies müsse die Polizei noch ermitteln.

Neben der Bergung der Opfer und Versorgung der Verletzten stehen nun die Untersuchungen zur Unglücksursache im Mittelpunkt. Man stelle sich auf „langwierige Ermittlungen“ ein, sagte ein Polizeisprecher.

Laut Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) waren am Unglück weder ein zweiter Zug noch ein anderes Fahrzeug beteiligt. Im Bayerischen Rundfunk (Bayern 2, radioWelt) ergänzte Bernreiter, man müsse „davon ausgehen, dass irgendeine technische Ursache entweder am Fahrzeug oder am Gleis die Ursache“ sei. Die Strecke war nach Angaben eines Bahnsprechers mit elektronischen Stellwerken und moderner Sicherungstechnik ausgerüstet.

Das Landratsamt in Garmisch-Partenkirchen kündigte an, dass bis zum Ende der Bergungsarbeiten voraussichtlich Mitte nächster Woche auch der Autoverkehr in der Region von Behinderungen betroffen sein werde. So soll weiterhin der Verkehr von der Autobahn 95 großräumig umgeleitet werden, die Fernstraße bleibt in Richtung Süden gesperrt.

Münchens Kardinal Reinhard Marx sagte am Freitagabend, er sei „schockiert und traurig, dass bei diesem schlimmen Unfall Menschen aus der Mitte des Lebens gerissen, getötet oder teilweise schwer verletzt wurden“. Der Verlust, den die Angehörigen der Verstorbenen zu erleiden hätten, sei „schwer erträglich und mit Worten nicht begreifbar zu machen“.

Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat „mit großer Bestürzung“ auf das schwere Zugunglück reagiert. „Meine Gedanken sind bei den Verletzten und allen Angehörigen in diesen schweren Stunden“, sagte er laut einer Mitteilung. „Allen Polizei- und Rettungskräften danke ich für ihren unermüdlichen und wichtigen Einsatz.“


letzte Aktualisierung: 4. Juni 2022, 14:16 Uhr | EVN / dpa / dts Nachrichtenagentur | Foto: network pictures