PRAG / DOMAZLICE | Mehr als acht Monate nach dem Zugunglück im tschechisch-deutschen Grenzgebiet mit drei Toten hat ein Untersuchungsbericht menschliches Versagen als Ursache festgestellt. Ein aus München kommender Expresszug war am 4. August vorigen Jahres auf dem Weg nach Prag mit einem Regionalzug zusammengestoßen.
Der Lokführer des Expresszuges habe an einer Ausweichstelle nicht die Vorbeifahrt des entgegenkommenden Triebzuges abgewartet und ein rotes Haltesignal überfahren, heißt es in dem am Montag veröffentlichten Abschlussbericht der Eisenbahninspektion in Prag. Die Aufsichtsbehörde untersucht Unfälle im Bereich der Schiene. Davon unabhängig ermittelt auch die Polizei.
Bei dem Unglück auf eingleisiger Strecke in der Nähe von Domazlice (Taus) kamen beide Lokführer und eine Frau aus dem Triebzug ums Leben. Zudem wurden 59 Menschen verletzt, einige davon schwer. An den Rettungsarbeiten beteiligten sich auch Kräfte aus Bayern. Der Sachschaden an Fahrzeugen und Strecke belief sich auf umgerechnet mehr als sieben Millionen Euro.
Warum der Lokführer des Expresszuges sowohl das auf “Halt erwarten” stehende Vor- als auch das auf “Halt” stehende Hauptsignal ignorierte, konnte nicht abschließend geklärt werden. Kurz vor dem Zusammenstoß löste er noch eine Schnellbremsung aus. Eine Autopsie ergab keine Hinweise auf gesundheitliche Probleme, Drogen- oder Alkoholkonsum. Der Lokführer galt als erfahren.
Ein Sicherheitssystem mit automatischer Bremsung fehlt an der Unglücksstelle. Nach Angaben des Verkehrsministeriums in Prag ist geplant, auf der Strecke bis 2029 das European Train Control System (ETCS) nachzurüsten. Tschechische Gewerkschaftsvertreter kritisieren seit langem, dass die Einführung moderner Zugsicherungssysteme zu langsam vorangehe.