DÜSSELDORF | Nach erneuten Manipulationen an Bahn-Stellwerken fordert der Bundesverband für den Schutz Kritischer Infrastruktur bessere Sicherheitsvorkehrungen.
Es dürfe nicht länger hingenommen werden, dass in teilweise sehr alte Stellwerkhäuser einfach eingedrungen werden könne, sagte der Vorstandsvorsitzende des Vereins, Holger Berens, am Dienstag im Morgenecho von WDR 5.
Ein weiteres Problem sei, dass viele Daten über die kritische Infrastruktur offen im Internet zu finden seien. Das betreffe neben der Bahn auch die Wasser- und Energieversorgung. Zudem seien Mitarbeiter, die dort in verantwortlichen Positionen tätig seien, über soziale Netzwerke ausfindig zu machen. Häufig seien sie nicht genügend sensibilisiert, wie sie sich zu verhalten haben, wenn sie zu technischen Fragen angesprochen würden und könnten so ein Einfallstor wie Kriminelle werden, warnte der Sicherheitsexperte. Da Tausende Kilometer Schienen ebenso wenig wie Wasserleitungen und Energienetze umfassend zu überwachen und zu sichern seien, sei für alle Unternehmen die Wachsamkeit ihrer Mitarbeiter neben technischen Vorkehrungen unerlässlich.
Am Montag war bekanntgeworden, dass bei der Deutschen Bahn erneut Anlagen von Unbekannten manipuliert worden sind. Die mutmaßlichen Täter sollen nach ersten Erkenntnissen von Polizei und Staatsanwaltschaft am Sonntag in einem Stellwerk der Bahn in Leverkusen mehrere Notausschalter betätigt und damit Teile des Schienennetzes stromlos gestellt haben. Infolgedessen wurden Züge vereinzelt automatisch gestoppt und es kam zu erheblichen Beeinträchtigungen im Bahnverkehr. Die Ermittler prüfen, ob es einen Zusammenhang mit weiteren Vorfällen am Sonntag an Stellwerken in Essen-Kray, Essen-Stadtwald und Schwelm gibt. Ermittelt wird wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr.
Die Hintergründe sind derzeit nicht bekannt. Der Experte vom Bundesverband für den Schutz Kritischer Infrastruktur äußerte sich aber überzeugt: “Es ist sicherlich kein Vandalismus, sondern aus meiner Sicht eine konzertierte Aktion.”
Die Bahn war im vergangenen halben Jahr mehrmals Ziel von Saboteuren geworden. So hatten Unbekannte am 8. Oktober in Herne und in Berlin Glasfaserkabel des internen Bahn-Mobilfunknetzes gekappt, über das unter anderem Lokführer und Leitstellen miteinander kommunizieren. Der Bahnverkehr in Norddeutschland kam daraufhin für mehrere Stunden vollständig zum Erliegen.
dpa