BERLIN | Der geplante Vorrang für bestimmte Güterzüge vor Personenzügen stößt auf Kritik beim Fahrgastverband Pro Bahn.
Die Bundesregierung will Transporte von Kohle, Öl, Gas und Transformatoren prioisieren, um die Energieversorgung zu sichern. “Es darf kein Nah- oder Fernverkehrszug für diese Transporte ausfallen”, sagte der Pro-Bahn-Vorsitzende Detlef Neuß der Deutschen Presse-Agentur. “Wir haben schon ein Verspätungslevel, das an Unzumutbarkeit grenzt.”
Es sei auch niemandem geholfen, wenn Beschäftigte in Kraftwerken und an Chemiestandorten zu spät zur Arbeit kämen, weil ihr Zug zugunsten eines Güterzuges warten müsse, sagte Neuß. Er schlug vor, Alternativen für Energieträgertransporte zu suchen, etwa mehr Zugfahrten in die Nacht zu verlegen. Längere Züge fahren zu lassen, sei dagegen kaum möglich. Viele erreichten jetzt schon die Höchstlänge von 740 Metern.
In der 9-Euro-Ticket-Aktion offenbarten sich alle Probleme der Eisenbahn in Deutschland, sagte Neuß. “Wir haben in den letzten drei Jahrzehnten beim Ausbau geschlafen und sogar sträflich Infrastruktur abgebaut.” Wichtige Strecken wie die durch das Mittelrheintal seien ohnehin schon überlastet.