AUGSBURG | Eisenbahninteressierte hatten am Samstagnachmittag Gelegenheit einem Fachvortrag über den bekannten Diesel-ICE, der auch als ICE-TD bezeichnet wird, zu lauschen.
Über Entwicklung, Bau und Betrieb des Zuges referierte Matthias Maier vor historischer Kulisse in der Dampflokhalle des Bahnparks Augsburg. Der frühere Siemens-Ingenieur war maßgeblich an der Entstehung des Zuges beteiligt.
1996 wurde das Konsortium Siemens/Bombardier mit dem Bau von 20 Triebzügen der Baureihe 605 beauftragt. Die Kosten für die Herstellung der Flotte betrugen damals laut Auftragswert etwa 280 Millionen D-Mark (rund 143 Millionen Euro). Konstruiert wurde der vierteilige und 106,7 Meter lange Zugtyp mit 196 Sitzplätzen, um auch auf nichtelektrifizierten Strecken einen Zug im ICE-Komfort anbieten zu können. Außerdem sollte das Fahrzeug über eine Neigetechnik verfügen, damit Gleisbögen mit höheren Geschwindigkeiten durchfahren werden können. Nach Test- und Zulassungsfahrten kamen die Diesel-ICE ab 2001 in den regulären Fahrgasteinsatz, wo sie zwischen Nürnberg und Dresden sowie zwischen München und Zürich verkehrten. 2003 war damit allerdings Schluss – die Triebzüge wurden zunächst abgestellt. Erst 2006 wurden erneut Fahrten mit Reisenden unternommen. Für zehn Jahre kam der ICE-TD von 2007 an schließlich wieder regulär im Fernverkehr zwischen Hamburg und Dänemark zum Einsatz. Im Oktober 2017 endete dann der Fahrgastbetrieb.
Nach Ansicht der Deutschen Bahn galt der Einsatz der Züge über das Jahr 2017 hinaus als nicht wirtschaftlich. Für den Ingenieur ist diese Begründung nicht nachvollziehbar. Laut Maier war der ICE-TD ein Erfolg – sowohl in technischer Hinsicht als auch im Fahrgastkomfort. Auch sei er “kein Spritfresser” gewesen. Als schneller Dieseltriebzug im Fernverkehr mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 200 km/h war er zudem etwas Besonderes, wie der Ingenieur betonte. Dass habe der Zug auch 2006 bewiesen, als mehrere Diesel-ICE in Dreifachtraktion für spezielle Entlastungsfahrten zur Fußballweltmeisterschaft eingesetzt wurden.
Die Tochtergesellschaft DB Systemtechnik der Deutschen Bahn hat seit 2018 noch zwei ICE-TD als Versuchsträger in ihrem Bestand. Unterwegs ist einer der beiden Züge hin und wieder für Testfahrten als Advanced TrainLab. Ansonsten ist der frühere ICE mit Verbrennungsmotor aus der Bahngeschichte schon fast verschwunden, obwohl er auch heute noch gut im Fahrgastbetrieb einsetzbar gewesen wäre, wie Maier sagte.