Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat mit der europäischen Eisenbahnindustrie und -forschung eine intensive Zusammenarbeit vereinbart.
Wie das DLR mitteilt, wollen die Partner den Wandel des europäischen Eisenbahnverkehrs im Rahmen der EU-Initiative Shift²Rail hin zu einem leistungsfähigen und ökonomischen Transportsystem stärken. Dafür sollen gemeinsam mit der EU insgesamt 920 Mio. Euro investiert werden.
Shift²Rail ist ein gemeinsames Unternehmen der Europäischen Kommission und der europäischen Bahnindustrie, die innerhalb des europäischen Forschungsrahmenprogramms HORIZON 2020 als öffentlich-private Partnerschaft ins Leben gerufen wurde. Das Ziel der Initiative ist es, die Qualität und Effizienz von Eisenbahnverkehr durch die Einführung innovativer Technologien zu verbessern. Um das zu erreichen, sollen neue Technologien wie zum Beispiel Leichtbau von Wagen oder automatisches Fahren entwickelt werden.
“Shift²Rail ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem nachhaltigen, leistungsfähigen und ökonomischen Eisenbahnsystem in Europa”, sagt Prof. Karsten Lemmer, Leiter des DLR-Instituts für Verkehrssystemtechnik. “Wir freuen uns, die DLR-Expertise in der Eisenbahnforschung bei Shift²Rail einzubringen und so die Eisenbahn von morgen an entscheidender Stelle mitzugestalten.”
DLR an drei Innovations-Programmen beteiligt
Das DLR ist an drei von fünf Innovations-Programmen sowie an verschiedenen Querschnittsaktivitäten beteiligt. Unter anderem arbeiten die Forscher in den nächsten Jahren an der Beantwortung folgender grundlegender Fragen:
- Wieviel besser beschleunigt ein leichterer Zug?
- Wie können mehr Züge dichter und schneller über ausgelastete Strecken geführt werden?
- Wie kann der Energieverbrauch auf der Schiene gesenkt werden?
- Und wie lassen sich drohende Ausfälle frühzeitig erkennen und vermeiden?
Wissenschaftler aus insgesamt vier DLR-Instituten (Institut für Verkehrssystemtechnik, Fahrzeugkonzepte, Kommunikation und Navigation sowie Aerodynamik und Strömungstechnik) arbeiten dabei unter anderem an einer sicheren Kommunikation, einem effizienten Verkehrsmanagement und der Verlagerung von Tests in Labore. Des Weiteren trägt das DLR mit seiner Forschung in Shift²Rail zur Verbesserung der Schieneninfrastruktur, insbesondere deren nachhaltige, effiziente und ökonomische Instandhaltung bei. Außerdem stehen neue Lösungen für die Fernüberwachung und die Aerodynamik der Güterwagen im Fokus der EU-Initiative.
Verdopplung der Kapazität und Halbierung der Kosten bis 2050
Die Europäische Kommission und die strategische Eisenbahnforschungsagenda geben dem Forschungsprogramm ambitionierte Ziele vor: Bis 2050 sollen eine Verdopplung der Kapazität, eine Halbierung der Investitions- und Betriebskosten sowie eine Halbierung der Nichtverfügbarkeit erreicht werden. Dabei müssen einerseits die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Bahnindustrie vorangetrieben und andererseits die Anforderungen einer sich verändernden europäischen Transportlandschaft berücksichtigt werden. Die gegenseitige Wechselwirkung der verschiedenen Technologien und ihr Einfluss auf die Gesamtziele werden mittels sogenannter Key Performance Indicators (KPI) bewertet.
“Ziel der Forschungsarbeiten ist, sowohl die Kosten als auch den Energieverbrauch von Zügen zu reduzieren”, erklärt Dr. Michael Meyer zu Hörste, Shift²Rail-Koordinator des DLR.
Hierfür werden leichtere Züge verwendet, die aber auch teurer in der Produktion sind. Inwieweit die Ziele erreicht werden, soll in dem vom DLR geleiteten Projekt überprüft werden.
“Denn erst im Zusammenspiel zwischen Fahrzeugen mit unterschiedlichen Antrieben und Bauweisen, Infrastruktur und Betrieb ergeben sich die Verbesserungen für den Bahnverkehr der Zukunft”, so Meyer zu Hörste weiter.
Das DLR ist in Shift²Rail Assoziierter Partner und leitet das “System Platform Demonstrator Integrated Assessment”, in dem die Ergebnisse aus den Projekten bewertet werden. Außerdem ist das DLR Mitglied im sogenannten Governing Board – dem obersten Entscheidungs- und Führungsgremium von Shift²Rail, in dem die strategische Ausrichtung der europäischen Eisenbahnforschung und die Verwendung der Mittel entschieden werden.
(red/DLR)