Den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) auf den durch Stuttgart führenden Bahnstrecken werden vom Jahr 2019 an die Bahnunternehmen Go-Ahead und Abellio betreiben. Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann teilte am Montag, 9. Mai in Stuttgart mit, im Ausschreibungsnetz 1, das in drei Lose unterteilt ist, bekomme die zur niederländischen Abellio-Gruppe gehörende Abellio Rail Südwest GmbH den Zuschlag für das Los 1 und die Go Ahead Verkehrsgesellschaft Deutschland GmbH, die deutsche Tochter des britischen Unternehmens Go-Ahead, den Zuschlag für die Lose 2 und 3.
Die Landesregierung Baden-Württemberg hatte im November 2015 bekanntgegeben, dass sie beabsichtige, Go Ahead und Abellio den Zuschlag zu erteilen. Dagegen hatte die Deutsche Bahn, die aufgrund eines Angebotsfehlers aus dem Wettbewerb ausgeschlossen werden musste, Widerspruch eingelegt. Er wurde von der Vergabekammer beim Regierungspräsidium Karlsruhe zurückgewiesen. Die Klage der DB gegen die Entscheidung der Vergabekammer wies das Oberlandesgericht Karlsruhe am 29. April 2016 zurück (Bahnblogstelle berichtete) und bestätigte damit in letzter Instanz, dass der Ausschluss der DB aus dem Vergabeverfahren rechtens war.
„Mit dem Zuschlag für die Vergabe im SPNV-Netz 1 haben die erfolgreichen Bieter Gewissheit und sie können die Vorbereitungen für die Betriebsaufnahme vorantreiben. Die Fahrgäste werden in Zukunft von besseren Leistungen und einem größeren Angebot im regionalen Schienenverkehr im Netz 1 profitieren: Dort werden barrierefreie und voll klimatisierte Neufahrzeuge eingesetzt, die zudem über ausreichenden Platz zur Fahrradmitnahme und über kostenloses WLAN verfügen werden“, so Minister Hermann.
Er fügte hinzu: „Es ist am Ende durch günstige Finanzierungskonditionen sogar gelungen, dass das Land für den Zugkilometer weniger als die Hälfte der bisher im großen Verkehrsvertrag bezahlten 11,69 Euro aufwenden muss. Mit dieser Wettbewerbsrendite ist die Finanzierungslücke im SPNV zwarnoch lange nicht geschlossen, aber der Zuschussbedarf des Landes reduziert sich doch deutlich.“
Ergänzende Informationen:
Steckbrief SPNV-Netz 1, Los 1 (Neckartal)
Strecken:
- Stuttgart – Mühlacker – Bruchsal / Pforzheim
- Stuttgart – Heilbronn – Mannheim / Osterburken
- Stuttgart – Plochingen – Tübingen
Steckbrief SPNV-Netz 1, Los 2 (Rems – Fils)
Strecken:
- Stuttgart – Aalen – Crailsheim
- Stuttgart – Geislingen (Steige) – Ulm
Steckbrief SPNV-Netz 1, Los 3 (Franken – Enz)
Strecken:
- Stuttgart – Aalen
- Stuttgart – Karlsruhe
- Stuttgart – Heilbronn – Lauda – Würzburg
Netzübergreifende Informationen
Inbetriebnahme: im Zeitraum von Juni 2019 bis Juni 2020
Grundsätzliche Ziele bei der Umsetzung der Ausschreibung:
- zweite Etappe auf dem Weg zur Umsetzung des Zielkonzeptes 2025 und des Metropolexpress (gemäß ÖPNV-Pakt zwischen Land, Verband Region Stuttgart, Landeshauptstadt Stuttgart und umliegenden Verbund-Landkreisen)
- Ausweitung des Angebots mit einem attraktiven Gesamtkonzept und einer Bedienung von den frühen Morgenstunden bis in die Abendstunden auch am Wochenende mindestens im Stundentakt
- Einsatz neuer komfortabler und barrierefrei zugänglicher Fahrzeuge
- Künftig ist das Land an den Einnahmen beteiligt. Das bedeutet, dass Mehreinnahmen bei wachsenden Fahrgastzahlen auch wieder direkt in eine Ausweitung des Angebots fließen können.
Künftiges Fahrplanangebot:
Das für die Stuttgarter Netze vorgesehene Fahrplanangebot stellt gegenüber dem heutigen Zustand eine deutliche Verbesserung dar:
- dichtere Takte
- neue umsteigefreie Verbindungen
- Reisezeitverkürzungen durch mehr schnellere Züge
- durch Halbstundentakt auf bestimmten Verbindungen Einstieg in das geplante Metropolexpress-System
Fahrzeuge:
- Je nach Los drei- bis sechsteilige Fahrzeuge des Fahrzeugtyps Flirt von STADLER (Los 2 und 3) und des Fahrzeugtyps Talent 2 von BOMBARDIER (Los 1) mit bis zu 329 Sitzplätzen
- Im einheitliches Landesdesign
- Klimaanlage, Klapptische, Steckdosen, Mobilfunkverstärker und barrierefreie Universaltoiletten in allen Fahrzeugen
- Computer-Funknetzwerk WLAN für drahtlosen Internetzugang in allen Fahrzeugen
- barrierefreier Zugang zu allen Fahrzeugen
- Großzügige Sitzabstände
- 24 bis 51 Fahrradstellplätze pro Fahrzeug je nach Fahrzeuggröße
(red/MVI)