Am heutigen Sonntagmorgen war der Stuttgarter S-Bahn-Verkehr im Fildertunnel zwischen den Stationen Stuttgart Flughafen/Messe und Filderstadt für mehrere Stunden unterbrochen. Der Grund: Die Feuerwehr übte hier den Katastrophenernstfall.
Am Sonntagmorgen gegen 7:45 Uhr wurden rund 100 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen mit dem Hinweis „Brennende S-Bahn im Fildertunnel“ zum Großeinsatz gerufen. Glücklicherweise handelte es sich dabei aber nicht um einen echten Katastrophenfall, bei dem Menschen zu Schaden kamen, sondern um eine realistische Übung. Die Anspannung bei den Rettungskräften war dennoch groß, wie Jochen Thorns, Stadtbrandmeister/Feuerwehrkommandant der Freiwilligen Feuerwehr Filderstadt verriet:
„Natürlich ist eine Übung etwas anderes als ein Ernstfall. Dennoch gehen die Feuerwehrkräfte traditionell mit sehr viel Herzblut und Engagement vor, als wäre es ein echter Einsatz – und geben volle Leistung“, so Thorns.
Auch wenn die Einsatzkräfte wussten, dass es zu einer Übung kommen wird, waren die Details nicht bekannt.
„Es war beispielsweise nicht bekannt wo der Zug genau steht, es war nicht bekannt wie viele Personen sich im Zug befinden und wie der Rauch zieht“, so der Feuerwehrkommandant weiter. „Wir haben alles andere real gelassen, wie zum Beispiel die Stromabschaltung.“
Feuer löschen, Leben retten, Gefahren abwehren: Die Aufgaben der Feuerwehrfrauen und -männer sind vielfältig und lebenswichtig. Um aber im tatsächlichen Ernstfall richtig reagieren zu können, müssen auch Feuerwehren den Einsatz und die Bewältigung von Katastrophen regelmäßig üben. Das Besondere an diesem Einsatz: Bei der Übung wurde eine neue Einsatztaktik trainiert. Und die Erwartungen waren hoch, alles musste – wie bei einem echten Einsatz – tadellos funktionieren.
Thorns: „Im Prinzip ist es so, dass die Feuerwehr bei Bränden in Objekten mit zwei oder drei Einsatzkräften normalerweise vorgeht, das machen auch wir so. Bei Tunnelbränden hat es sich gezeigt, dass das nicht ausreicht, dass die Wege zu lang sind, dass man zu viel Ausrüstung mitnehmen muss und die Kräfte zu schnell erschöpft sind. Daher gehen wir jetzt mit fünf Einsatzkräften vor.“
Reisende, die durch die Feuerwehr aus der simulierten Gefahrenzone gerettet werden mussten, wurden mithilfe von Übungspuppen dargestellt. Auch beim Rauch des simulierten Brandes der havarierten S-Bahn wurde mit ungiftigem Theaternebel nachgeholfen. Echt war hingegen der Triebfahrzeugführer des S-Bahn-Zuges, der aus seiner gespielten Notlage durch die Einsatzkräfte ebenfalls gerettet werden musste. Auch für ihn war so eine Situation spannend mitzuerleben, wie der erfahrene Lokführer verriet. Allerdings wolle er ein derartiges Szenario nie in der Realität miterleben.
Wie Karl-Heinz Schnieringer, Leiter Betriebsmanagement der S-Bahn Stuttgart sagte, habe man hier den schlimmsten möglichen Ernstfall versucht abzubilden. Sowohl für das Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) S-Bahn Stuttgart als auch für den Infrastrukturbetreiber DB Netz sind derartige Übungen wichtig.
„Wir müssen wissen ob die Meldewege und die Rettungskette reibungslos funktionieren“, so Schnieringer.
Für einen echten Zwischenfall sorgte hingegen ein kollabierter Feuerwehrmann während des Übungseinsatzes, der aber von seinen Kameraden schnellstmöglich versorgt wurde und wieder wohlauf ist. Abschließend zog der Einsatzleiter ein positives Fazit.
„Ich bin sehr zufrieden! Es war eine gute Übung, wir haben viele Erkenntnisse gesammelt, die es jetzt gilt auszuwerten. Ich bin stolz auf meine Einsatzkräfte“, sagte Thorns.
Für die Fahrgäste, die am Sonntagmorgen auf die S-Bahn angewiesen waren, wurde für den Zeitraum der Streckensperrung ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet.
Ein Video der Feuerwehrübung
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