Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat mehrere Kernforderungen aufgestellt, um einer zunehmenden Häufung verbaler Gewalt und körperlicher Übergriffe auf Mitarbeiter von öffentlichen Verkehrsunternehmen zu begegnen. Am Dienstagmorgen fand zudem eine Kundgebung gegen zunehmende Gewalttaten im ÖPNV statt.
Immer wieder berichten Beschäftigte der Bus- und Bahnunternehmen von Übergriffen bei der Arbeit.
„Es wird beleidigt, gespuckt, gekratzt, gebissen, geschubst, geschlagen, sexuell belästigt, körperlich attackiert”, sagte der Stellvertretende EVG-Vorsitzende Klaus-Dieter Hommel.
In einer aktuellen Pressemitteilung fordert die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) daher ein entschiedeneres Vorgehen gegen die zunehmenden Übergriffe in Zügen, Bussen und Bahnhöfen.
„Die Unternehmen und die Politik sind aufgerufen, dafür zu sorgen, dass in Bahnen und Bussen sowie auf Stationen keine rechtsfreien Räume entstehen“, so Hommel. „Beschäftigte der Verkehrsunternehmen haben ein Recht darauf, ohne Angst zur Arbeit zu gehen.”
Die EVG und ihre Betriebsräte sehen neben den Unternehmen auch die Bundesländer und die Bestellerorganisationen in der Pflicht.
„Doppelbesetzung von Zügen bzw. zusätzliche Bestreifungen durch DB Sicherheit oder die Bundespolizei sind möglich und können oftmals schon die Lösung für eine Problemstrecke sein“, sagte Hommel. „Dafür müssen die Bestellerorganisationen schlicht und einfach das Geld in die Hand nehmen. Sicherheit ist kein Luxus, Sicherheit ist ein Grundbedürfnis.“
Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates (GBR) der DB Regio AG, Jürgen Knörzer, wies darauf hin, dass der GBR und die EVG bereits vor Jahren mit der DB AG die Vereinbarung „sicher unterwegs“ abgeschlossen haben. Sie sieht eine Reihe von Maßnahmen im Bereich Prävention, Dokumentation und Nachsorge vor.
„Leider stellen wir fest, dass die dort getroffenen Vereinbarungen vor Ort nicht immer umgesetzt und gelebt werden.“ Das größte Problem für die Beschäftigten sei jedoch „die nicht wahrnehmbare Unterstützung“, so Knörzer weiter. „Keine Unterstützung von Aufgabenträgern und der Politik, weil das Erbringen von Verkehrsleistungen einfach nur so preiswert wie möglich sein soll. Keine Unterstützung vor Ort im Ereignisfall, weil die Schichten zumeist im Alleindienst stattfinden. Keine Unterstützung im Nachhinein, weil sich niemand dafür interessiert. Das muss sich ändern.“
Die Kernforderungen der EVG in der Übersicht:
- 100%ige Zugbegleiterquote im SPNV
- Doppelbesetzung auf schwierigen Relationen
- Sonderzüge müssen von Sicherheitsfachkräften bzw. der Bundespolizei begleitet werden
- Mehr Deeskalationstrainings
- Bessere Nachsorge
- Konsequente Strafverfolgung
Kundgebung gegen zunehmende Übergriffe im ÖPNV
Zahlreiche EVG-Betriebsräte sowie Zugbegleiterinnen und Zugbegleiter haben am Dienstagmorgen in Fulda gegen zunehmende Übergriffe im öffentlichen Nahverkehr protestiert. Denn allein in Hessen seien im vergangenen Jahr Zugbegleiter rund 50mal attackiert worden.
„In Bussen und der Eisenbahn sind unsere Kolleginnen und Kollegen immer häufiger Pöbeleien, Beleidigungen aber auch tätlichen Angriffen ausgesetzt“, sagte der stellvertretende EVG-Vorsitzende Klaus-Dieter Hommel.
Der Branchenführer DB AG habe 2015 bundesweit gut 1.500 Übergriffe registriert, was einer deutlichen Steigerung entspräche. Und auch die Busfahrer klagten über zunehmend aggressives Verhalten. Die EVG fordere daher im Nahverkehr auf jedem Zug mindestens einen Zugbegleiter und auf schwierigen Relationen eine Doppelbesetzung.
Wie Hommel sagte, müssten die Eisenbahnverkehrsunternehmen verstärkt De-Eskalationstrainings für ihre Mitarbeiter anbieten und, da wo nötig, qualifiziertes Sicherheitspersonal einsetzen. Vor allem müssten Meldungen über Übergriffe stets ernst genommen werden und eine bessere Nachsorge erfolgen.
„Wir wissen von Fällen, bei denen einer Kollegin ins Gesicht und Haar gespuckt wurde und der Vorgesetzte meinte, das sei doch nicht so schlimm. Nein, das ist keine Bagatelle, sondern ekelig und nicht hinnehmbar”, so Hommel. Auch ein solches Verhalten sei bereits als Übergriff zu werten.
Die Ankündigung der DB AG, die Videoüberwachung auf den Bahnhöfen auszuweiten, begrüßte die EVG. Es sollte aber Niemand glauben, dass dadurch signifikant weniger Straftaten geschehen, warnte der EVG-Vize. Ein solcher Schritt könne nur zu einer besseren Aufklärung im Nachhinein beitragen.
In diesem Zusammenhang warnte Hommel die Deutsche Bahn auch davor, beim eigenen Sicherheitspersonal den Rotstift anzusetzen. Entsprechende Überlegungen werden immer wieder angestellt, heißt es.
Letzte Aktualisierung: 05.04.2016, 16:26 Uhr