Ein herrenloser Rollkoffer in einem ICE hat am Dienstagmittag (23. Mai 2017) vorübergehend einen größeren Einsatz der Bundespolizei im Hauptbahnhof Würzburg verursacht. Aus Sicherheitsgründen wurde der ICE geräumt und ein Bahnsteig gesperrt.
Gegen 11:20 Uhr informierte die Deutsche Bahn die Bundespolizeiinspektion Würzburg darüber, dass sich in dem ICE 680 (Laufweg: München – Hamburg) ein Rollkoffer befände, der keinem Reisenden zuzuordnen sei. Nach Ankunft des Zuges im Hauptbahnhof Würzburg nahmen Bundespolizisten den Koffer in Augenschein und veranlassten wiederholt eine Durchsage über Lautsprecher im Zug. Zwar meldete sich kein Eigentümer, andere Reisende gaben jedoch an, dass sich der Koffer bereits seit München im Zug befände. Dort habe ein junger Mann den Koffer abgestellt und habe anschließend das Zugabteil verlassen.
Aus Sicherheitsgründen untersagte daraufhin die Bundespolizei die Weiterfahrt des Zuges, räumte die hinteren drei Wagen und sperrte den betroffenen Bahnsteig ab. Ein hinzugezogener Diensthundeführer der Landespolizei untersuchte anschließend mit seinem Sprengstoffspührhund den Koffer. Aufgrund des nicht ganz deutlichen Anzeigeverhaltens des Hundes konnte jedoch auch danach keine Entwarnung gegeben werden.
Auf Basis der vorliegenden Erkenntnisse entschied der Einsatzleiter der Bundespolizei gegen 12:30 Uhr die vollständige Räumung des ICE und alarmierte Spezialkräfte. Nach Abschluss der Räumung meldete sich ein 16-Jähriger bei den zur Absperrung eingesetzten Bundespolizisten und gab an, dass es sich bei dem Koffer um sein Eigentum handele. Er sei von München kommend auf dem Weg zu Verwandten nach Norddeutschland und habe im Zug über einen Streamingdienst Filme gesehen und daher von der ganzen Aufregung um ihn herum überhaupt nichts mitbekommen.
Er habe am anderen Ende des Zuges gesessen und erst als er aufgefordert wurde den ICE zu verlassen habe er den Polizeieinsatz wahrgenommen. Seinen Reisekoffer habe er aus Platzgründen einfachhalber dort abgestellt.
Da der Jugendliche unter anderem Aussehen und Abstellort des Koffers exakt beschreiben konnten, wurden seine Angaben als glaubhaft bewertet. Im Beisein von Bundespolizisten durfte er sein Gepäckstück öffnen. Darin befanden sich lediglich Kleidungsstücke. Gegen 12:50 Uhr konnten daraufhin alle Polizeiabsperrungen aufgehoben werden. Der Jugendliche durfte nach Abschluss aller Maßnahmen und Verständigung seiner Erziehungsberechtigten seine Reise fortsetzen.
Durch den Polizeieinsatz entstanden Behinderungen im Bahnverkehr am Hauptbahnhof Würzburg. Auf den Jugendlichen könnten nun zivilrechtliche Ansprüche seitens der Deutschen Bahn oder von Privatpersonen zukommen.
Neben den Beamten der Bundespolizei befanden sich auch Kollegen der Bayerischen Polizei sowie der Berufsfeuerwehr Würzburg am Einsatzort. Auch Mitarbeiter des privaten Sicherheitsdienstes der Deutschen Bahn AG waren im Einsatz eingebunden.
red/BPol