Tourismus: Nachhaltige Reisen werden bislang nur selten gebucht

Durch nachhaltigen Tourismus sollen Umwelt und Natur geschützt werden. Allerdings spielt die Nachhaltigkeit bei der Reiseplanung oft eine untergeordnete Rolle.

Der Wunsch nach nachhaltigen Reisen ist bei den Menschen durchaus vorhanden, in den Reisebuchungen spiegelt sich dieser Wunsch aber nicht wider. Dies berichteten Vertreter der Bundesregierung am Mittwoch in einer Sitzung des Ausschusses für Tourismus, die vom stellvertretenden Vorsitzenden Stefan Zierke (SPD) geleitet wurde und in der der Bericht des Umweltbundesamtes über Nachhaltigkeit bei Urlaubsreisen zur Kenntnis genommen wurde.

Wie die Regierung berichtete, habe der Tourismus eine hohe Bedeutung – sowohl für Reisende als auch ökonomisch. Tourismus sei aber auf eine intakte Natur als Erlebnis- und Erholungsraum angewiesen. Zugleich wirkten sich touristische Aktivitäten negativ auf die Umwelt aus. Dem könne durch nachhaltige Aktivitäten entgegengewirkt werden. Durch bewusstes Reisen und Freizeitverhalten könne Tourismus zum Schutz der Natur und ihrer Schönheit beitragen, indem Naturräume und Ressourcen trotz touristischer Nutzung schonend behandelt würden.

Nachhaltiger Tourismus wolle den Schutz von Umwelt und Natur mit Reiseerlebnissen in Einklang bringen, berichtete die Regierung weiter. Indem er auf ein nachhaltiges Wirtschaften ausgerichtet sei und auf Ressourceneffizienz sowie Klimaschutz setze, biete er beste Voraussetzungen, dauerhaft zur regionalen Wertschöpfung beizutragen. Eine Vielzahl von Destinationen und Reisedienstleistern habe bereits nachhaltige Angebote entwickelt.

Die Studie zeige als Ergebnis von Untersuchungen und Umfragen auf, dass die klare Mehrheit der Deutschen sich wünsche, nachhaltig zu reisen, so die Regierung. Im Gegensatz dazu spiegele sich dieser Wunsch im Buchungs- und Reiseverhalten jedoch kaum wider. Gleichwohl habe sich der Anteil der Buchungen von Reiseangeboten mit Nachhaltigkeitskennzeichnung seit 2009 von sechs Prozent auf elf Prozent im Jahr 2023 erhöht. Nachhaltigkeit sei bei der konkreten Reiseentscheidung selten ausschlaggebend. Ein Zuwachs bei Fern- und Auslandsreisen habe 2024 sogar zu einem Rekordwert an touristischer Verkehrsleistung mit dem Flugzeug geführt. Eine gravierende Veränderung im Buchungsverhalten hin zu einem grundlegend nachhaltigen Reisen sei in der Gesamtbevölkerung nicht zu erkennen. Nachhaltigkeit sei bei der Reiseentscheidung nur einer von vielen Wünschen. Für die Tourismuswirtschaft sei das Interesse an nachhaltigen Reisen aber eine Chance, in den Angeboten mehr Nachhaltigkeitsbezug zu wagen.

Für die CDU/CSU-Fraktion zeigt der Bericht, dass die Deutschen gerne nachhaltig reisen wollten, aber Nachhaltigkeit nicht allein der entscheidende Faktor bei der Reiseauswahl sei. Der Prozess des nachhaltigen Reisens solle unterstützt werden, empfahl die Fraktion.

Die SPD-Fraktion nahm mit Freude zur Kenntnis, dass die Mehrheit der Deutschen nachhaltig reisen möchte. Man müsse aber auch zur Kenntnis nehmen, dass trotz der positiven Einstellung zur Nachhaltigkeit diese nur selten ausschlaggebend sei. Hauptfaktor seien in den meisten Fällen wirtschaftliche Gründe. Nachhaltige Reisen müssten daher erschwinglich sein.

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen sprach von einem „aufschlussreichen Bericht“. Die Fraktion thematisierte die neue nationale Tourismusstrategie und welchen Stellenwert nachhaltiges Reisen darin einnehme. Nach Angaben der Bundesregierung wird in der neuen Strategie das Thema Wettbewerbsfähigkeit im Zentrum stehen.

Die AfD-Fraktion übte grundsätzliche Kritik an der Untersuchung. In dem Bericht stehe nur, was jedes Kind ohnehin wisse und man frage, warum dafür Bundesmittel verschwendet würden.

hib / EVN