Zugausfälle, überfüllte Waggons, unklare Infos: Sylter Personalräte schlagen Alarm. Was vielen Menschen Probleme bereitet und was sie nun fordern.
In einem offenen Protestbrief sprechen Personal- und Betriebsräte von Sylter Arbeitgebern von einem “Nahverkehrsdesaster” auf der Bahnstrecke von Hamburg zur Nordseeinsel. “Die Infrastruktur der Marschbahn hat jetzt leider einen Stand erreicht, der nicht mehr hinnehmbar ist”, schreiben die Verfasser an Ministerpräsident Daniel Günther (CDU). Im Gegensatz zum Rest Deutschlands gebe es für die Betroffenen aber nicht die Möglichkeit, auf eine andere Art und Weise den Weg zur Insel anzutreten.
Die Verfasser bitten den Regierungschef, sich der Situation persönlich anzunehmen. Der hinter dem Brief stehende Zusammenschluss vertritt nach eigenen Angaben rund 1.600 Beschäftigte. Diese hätten mittlerweile Probleme bei der Personalgewinnung und fühlten sich als wirtschaftlich starke Region und Jobmotor des Kreises Nordfriesland abgehängt.
Züge überfüllt – Passagiere werden stehengelassen
“Durch die vielen Zugausfälle sind die Züge, die dann fahren, restlos überfüllt, sodass sie teilweise an den Bahnhöfen keine weiteren Passagiere aufnehmen können und die Menschen auf den Bahnsteigen stehen bleiben müssen. Das ist keine Seltenheit mehr, sondern derzeit fast schon Tagesgeschäft.”
Ende Oktober hatte die Deutsche Bahn über eine deutliche Zunahme von Verspätungen und teilweise auch Zugausfällen berichtet. “Die Ursachen für Störungen im komplexen Bahnsystem sind vielschichtig und reichen von internen bis zu externen Ursachen – wie Personen im Gleis oder Störungen an der Infrastruktur”, berichtete das Unternehmen.
Zeitverluste immens – Ablösung für Beschäftigte kommt zu spät
Die Verfasser des Protestbriefes schreiben, die Pendelnden beklagten oft enorme Zeitverluste. “Sie haben erhebliche Schwierigkeiten, die Versorgung ihrer Kinder sicherzustellen, weil sie nicht wissen, wann sie diese aus den Kitas abholen können.” Ebenso hätten Kinder Probleme, zur und von der Schule auf das Festland zu kommen.
Die Situation werde durch mangelnde Informationspolitik erschwert, kritisieren die Verfasser. “Oftmals kommen die Meldungen viel zu spät in die App, obwohl die Störungen schon lange bekannt sind.” Teilweise leide auch das Betriebsklima, weil sich das Verständnis zwischen Insulanern und Pendlern für die jeweilige Situation der Einzelnen erschöpfe.
“Besondere Probleme bereitet unseren Kolleginnen und Kollegen in den Krankenhäusern und in der Altenpflege auch, dass ihre Ablösung nach oder vor dem jeweiligen Dienst nicht rechtzeitig zur Arbeit erscheint und sie dadurch Mehrarbeit leisten müssen.”
Bereits im November 2017 hatte sich der Zusammenschluss den Angaben zufolge in ähnlicher Konstellation in der Sache an den Ministerpräsidenten gewandt.
dpa / EVN
