EVG-Chef Burkert: Politik bleibt bei Ticketpreisen in Verantwortung

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) begrüßt die Preisstabilität im Fernverkehr – erwartet den “Preis-Hammer” aber mit etwas Verspätung. EVG-Chef Martin Burkert kommentiert die Entscheidung der Deutschen Bahn, die Ticketpreise ab Dezember nicht anzuheben.

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Martin Burkert: “Grundsätzlich begrüßen wir, dass die Deutsche Bahn die Ticketpreise im Fernverkehr in diesem Jahr nicht erhöht. Damit der Neustart der Bahn gelingt, gehört der Kunde in den Mittelpunkt und stabile Preise sind ein Baustein dafür. Man darf sich aber keinen Illusionen hingeben: Der Preis-Hammer wird wie so vieles bei der Bahn mit Verspätung kommen, aber er wird kommen. Denn die finanzielle Lage der Bahn im Fernverkehr ist extrem angespannt und wurde durch die Politik vor kurzem noch verschärft. Die ausgebliebene Erhöhung der Trassenpreisförderung hätte eigentlich zu steigenden Preisen und einem sinkenden Angebot führen müssen. Durch den Gang in die Verschuldung verhindert die Bahn in diesem Jahr den Preis-Hammer für die Kunden. Das ist ein betriebswirtschaftliches Risiko, das die Bahn für einen volkswirtschaftlichen Nutzen eingeht. Klar ist: Die Bahn kann nicht mehrere Jahre nacheinander Versäumnisse der Politik durch Schulden ausbaden. Bundesregierung und Bundestag bleiben in der Verantwortung. Bleibt die Politik tatenlos, steigen nicht nur die Preise, auch das Angebot würde ausgedünnt werden. Das bedeutet am Ende nichts anderes als Stellenabbau. Wir werden nicht zulassen, dass die Beschäftigten am Ende den Kopf für Fehler der Politik hinhalten müssen.”

Auch der Berichterstatter für Bahnpolitik der Grünen Bundestagsfraktion, Matthias Gastel, äußert sich zur ausbleibenden Preiserhöhung: Ich begrüße ausdrücklich, dass die Deutsche Bahn in diesem Jahr auf Preiserhöhungen im Fernverkehr verzichtet. Nach den vielen Verspätungen und Störungen ist das ein richtiges und wichtiges Signal an die Fahrgäste. Die Nerven der Reisenden müssen nicht noch mehr strapaziert werden. Trotzdem darf man sich nichts vormachen: Schon bald drohen starke Preiserhöhungen, wenn die Bundesregierung die Trassenpreise nicht senkt. Diese sind einer der größten Kostenfaktoren im Schienenverkehr. Bei den ICE entfallen deutlich mehr als 20 Prozent der Ticketpreise auf die Schienenmaut. Wenn die Bundesregierung will, dass Bahnfahren attraktiv und bezahlbar bleibt, muss sie hier ansetzen. Nur wenn die Rahmenbedingungen stimmen, kann die Bahn gleichzeitig gute Qualität bieten und faire Preise halten.”

EVN