Ausbildung zum Straßenbahnfahrer – Wie Studierende im Nahverkehr aushelfen

Ein besonderer Nebenjob: Weil Mitarbeiter fehlen, setzt die VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg (VAG) zunehmend auch auf Studenten als Straßenbahnfahrer. Bei der VAG werden derzeit zwei Frauen und drei Männer ausgebildet.

Viele junge Menschen gehen neben ihrem Studium einer Arbeit nach, um sich etwas Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen. Das Leben in der fränkischen Metropole ist teuer. In vielen Branchen gehören Werkstudenten quasi zum Inventar und sind unverzichtbar. In anderen Bereichen rechnet man dagegen eher weniger mit Nebenjobbern. Dazu gehört wohl auch der öffentliche Nahverkehr. In Nürnberg aber ändert sich das seit einigen Jahren. Dort werden Studenten zu Straßenbahnfahrern ausgebildet. In einer 43-tägigen Ausbildung, die während der Semesterferien stattfindet, lernen aktuell fünf junge Leute – zwei Frauen und drei Männer – alles in Theorie und Praxis. Schließlich wollen die Fahrgäste sicher an ihr Ziel kommen.

Grund für die besondere Maßnahme ist, dass die VAG nur schwierig neue Mitarbeiter findet. “Man geht jetzt neue Wege”, erklärt Ausbilder Uwe Mayer. Diese neuen Wege funktionieren offenbar. “Das Interesse ist sehr groß zu fahren und auch dann Geld zu verdienen”, so Mayer weiter. Die VAG biete einen sicheren Arbeitsplatz mit sicherem Einkommen. Nach Möglichkeit sollen die Studenten aber nicht nur für ein Semester bleiben. “Wir hoffen, dass die, die wir ausbilden, uns auch ein paar Jahre lang begleiten. Denn jeder, der hier fährt, sorgt dafür, dass die Bahnen kommen.”

Die Studierenden selbst berichten von ihren Erfahrungen und Herausforderungen mit dem ungewöhnlichen Nebenjob: Sina Frank, die Anglistik, Germanistik und Politikwissenschaft studiert, erzählt: “Ich finde es total toll, einfach so diesen riesigen Zug zu fahren und im Straßenverkehr teilzunehmen. Es ist spannend, eine andere Perspektive zu bekommen – gerade auch als Frau in einem männerdominierten Beruf.” Auch Adrian Konrad, Medizinstudent, ist begeistert: “Straßenbahnfahrer war schon immer ein Kindheitstraum. Es ist anstrengend und man muss konzentriert bleiben, aber es ist ein Job, bei dem man viel lernt und neue Perspektiven gewinnt, zum Beispiel zu verstehen, wie schwierig ein Fahrzeug mit verlängertem Bremsweg zu steuern ist.”

Sebastian Hilge, Student der Elektromobilität, schätzt besonders die zeitliche Flexibilität des Jobs: “Das schöne am Job ist, dass man die Schichten relativ kurzfristig planen kann – was im Studium sehr hilfreich ist, wenn Termine sich ändern.” So verbinden die Studenten ihre akademische Laufbahn mit praktischen Erfahrungen im Straßenverkehr und sichern den wichtigen Nahverkehr in Nürnberg. Mit diesem innovativen Angebot hofft die VAG, langfristig engagierte und motivierte Mitarbeiter zu gewinnen.

EVN / News5