Der langsame Abschied – Rückbau der Transrapidanlage

Abschied von einem deutschen Hochtechnologie-Traum: Im Haushaltsentwurf des Bundes sind 26 Millionen Euro für den Rückbau der Transrapid-Versuchsanlage im Emsland eingeplant.

Jahrzehntelang galt er als Symbol deutscher Ingenieurskunst und Innovationskraft – der Transrapid. Mit seiner Magnetschwebetechnik sollte er den Schienenverkehr revolutionieren: schneller, leiser, verschleißfrei. Doch im Jahr 2025 ist von dieser Vision nicht mehr viel übrig. Der Rückbau der letzten verbliebenen Transrapidanlage bei Lathen in Niedersachsen ist beschlossen – ein stilles Ende für ein einst laut bejubeltes Prestigeprojekt.

Besonders tragisch ist, dass das Aus für die Transrapid-Versuchsanlage auch ein Mahnmal zurücklässt: das verheerende Unglück von 2006, das 23 Menschen das Leben kostete. Seit den 1980er Jahren war die Teststrecke im Emsland Schauplatz zahlreicher Erprobungen des Transrapids, eines schwebenden Hochgeschwindigkeitszuges, der mit Magnetkraft über die Strecke gleitet.

Die 31,5 Kilometer lange Anlage zwischen Lathen und Dörpen wurde 1984 eröffnet und diente über Jahrzehnte als Testfeld für verschiedenste Versionen des Transrapid-Zuges, insbesondere für den Transrapid 08, der unter anderem in Shanghai zum Einsatz kam. Trotz vielversprechender Tests und internationalem Interesse (u. a. in den USA, China und den Arabischen Emiraten) kam der Transrapid in Deutschland nie über die Planungsphase hinaus. Verschiedene Projekte, darunter eine Verbindung zwischen Hamburg und Berlin oder eine Münchner Flughafenlinie, scheiterten an politischen, wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Widerständen.

Am 22. September 2006 ereignete sich auf der Versuchsstrecke das schwerste Unglück in der Geschichte der Magnetschwebebahn: Ein mit 162 km/h fahrender Transrapid-Zug kollidierte mit einem auf der Strecke stehenden Werkstattfahrzeug. Dabei kamen 23 Menschen ums Leben, 11 wurden schwer verletzt. Die Ursache war ein tragisches Zusammenspiel menschlichen Versagens und technischer Versäumnisse – insbesondere das Fehlen eines automatischen Sicherungssystems, das die Kollision hätte verhindern können. Das Unglück erschütterte nicht nur die öffentliche Wahrnehmung des Projekts, sondern auch das Vertrauen in die Zukunft der Technik. Zwar wurde der Betrieb nach technischen Nachrüstungen wieder aufgenommen, doch der politische und wirtschaftliche Rückhalt schwand zunehmend.

Bereits ab 2011 wurden keine regelmäßigen Testfahrten mehr durchgeführt. Die Betreibergesellschaft IABG stellte den Betrieb offiziell ein, die Infrastruktur verfiel zusehends. Verschiedene Versuche, die Anlage für touristische Zwecke oder als Museum zu erhalten, scheiterten an Finanzierung und Perspektive. Auch ein langfristiger Weiterbetrieb zur Forschung wurde aus Kostengründen ausgeschlossen. Im Jahr 2023 wurde schließlich der Rückbau der Anlage beschlossen. Im Haushaltsentwurf des Bundes sind bis 2028 noch einmal 26 Millionen Euro für den Rückbau der Transrapid-Versuchsanlage im Emsland eingeplant.

Laut der Internetseite magnetbahn.de, betrieben von David Harder, wurden seit 2011 bereits immer wieder Haushaltsmittel für den Rückbau bereitgestellt. Wie genau dieses Geld bislang allerdings verwendet wurde, darüber gibt es nur wenige Informationen. Harder beklagt gar eine Intransparenz. Über die Plattform “Frag den Staat” läuft derzeit eine Anfrage.

NWM-TV Nachrichtenagentur / EVN