Kein funktionierender Aufzug zur U‑Bahn-Station, zu wenig Platz für Kinderwagen, Räder oder Rollatoren – wer kennt das nicht? Am Montag sollen die Bürger laut werden und Hindernisse dokumentieren.
Ein landesweiter Protesttag für Barrierefreiheit im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) soll am kommenden Montag in Nordrhein-Westfalen auf Missstände und Versäumnisse aufmerksam machen. Anlass ist der jährlich am 4. Mai veranstaltete europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung.
Auch in NRW sollen Menschen sichtbar machen, wo Barrieren im öffentlichen Nahverkehr die Mobilität einschränken und gesellschaftliche Teilhabe verhindern. Dazu rufen der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Landesbehindertenrat NRW auf. An vielen Orten sollen demnach Fotos, Aktionen und Kundgebungen dokumentieren, wie Treppenstufen, fehlende Aufzüge, unlesbare Anzeigen oder unzureichende Lautsprecherdurchsagen die Nutzung von Bussen und Bahnen erschweren.
Große Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Nicht einmal die Hälfte der ÖPNV-Haltestellen in NRW sei barrierefrei, bemängelte der BUND. Dabei müsste der Nahverkehr diese Anforderung laut Personenbeförderungsgesetz schon seit 2022 flächendeckend erfüllen.
“Mobilität ist Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe”, unterstrich der Sozialverband Deutschland NRW in einer Mitteilung. “Wer Bus und Bahn nicht ohne Hindernisse nutzen kann, wird ausgegrenzt.”
Das Problem betreffe nicht nur Menschen mit körperlichen oder Sinneseinschränkungen, sondern auch Radfahrende, Menschen mit Kinderwagen sowie Reisende mit Gepäck, ergänzte der BUND. “Wie sollen Menschen auf klimaschonende Verkehrsmittel umsteigen, wenn sie keinen Zugang dazu haben?”
Bis heute fehlt es jedoch an verbindlichen Instrumenten zur Umsetzung der gesetzlichen Verpflichtungen. “Damit aus leeren Versprechungen endlich konkrete Maßnahmen resultieren, werden wir gemeinsam am 5. Mai laut und sichtbar”, kündigte das Bündnis in Düsseldorf an.

dpa