Beinahe-Unfall vor vier Jahren – BEU-Ermittler kritisieren Wortwahl von Bahnmitarbeitern


GRIESEN | Auf den Tag vier Jahre ist es her: Nur die Schnellbremsung eines Lokführers kann am 22. Januar 2020 die Kollision zweier Züge auf der eingleisigen Strecke von Garmisch-Partenkirchen nach Reute in Tirol verhindern.

Der Zug Richtung Reute kommt beim Bahnhof Griesen 20 Meter vor dem stehenden Zug Richtung München zum Halten, die Fahrgäste bleiben unverletzt. Das berichtet die Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU) in ihrem Abschlussbericht – und kritisiert auch ein im Dialekt geführtes Gespräch zwischen Fahrdienstleitern.

Durch einen Zwischenfall hatte es zuvor eine Verschiebung im Fahrplan gegeben. Ausgehend von einem nicht vorschriftenkonform durchgeführten Zugmeldeverfahren sei zwei Personenzügen die Zustimmung zur Fahrt auf die eingleisige Strecke in Richtung und Gegenrichtung erteilt worden, heißt es in dem BEU-Bericht. Die Bundesstelle kommt darin zu einem weiteren Schluss: Die Gespräche der Fahrdienstleiter Griesen und Reute hätten „in einem lockeren Stil“ stattgefunden und seien „stark von regionalem Dialekt geprägt“ gewesen. „Für betriebliche Meldungen vorgegebene Wortlaute wurden teils stark verkürzt oder gar nicht verwendet.“

Das BEU zitiert dazu aus dem Gespräch, etwa aus Reute: „…könn mer mal zu dir runter fahren oder?“ und: „I hab mir jetzt grad mit der Leitstelle in Garmisch telefoniert das mor gar nix davo gewisst hän.“ Und dann schließlich in Griesen: „…äh … da steht der Zug vor eahm“.

„Dieses Gespräch wies keine Elemente einer Zugmeldung auf“, kritisiert das BEU – und verlangt die Einhaltung einer unbedingten Sprechdisziplin durch alle Teilnehmer. „Die Verwendung der deutschen Sprache sollte hierbei möglichst dialektfrei und langsam, deutlich und in normaler Lautstärke erfolgen.“


dpa