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ALTENAHR | Die Flutkatastrophe im Ahrtal kostete 135 Menschen das Leben. Sie zerstörte nicht nur Häuser und Straßen, sondern auch Bahnhöfe und Schienen. Nun startet der Neubau des letzten zerstörten Abschnitts der Bahnstrecke durchs Ahrtal.
Ganze Bahnsteige und Gleise wurden von den Wassermassen weggespült, Brücken demoliert und Züge geflutet. Die Flutkatastrophe im Ahrtal hatte im Sommer 2021 für eine Verwüstung der Ahrtalbahn gesorgt, die einen kompletten Neubau großer Streckenteile notwendig machte. Am Dienstag begannen die Arbeiten an dem am schwersten betroffenen, nahezu gänzlich verwüsteten Streckenabschnitt zwischen Walporzheim und Ahrbrück (Landkreis Ahrweiler).
“Im Rekordtempo bauen wir den Streckenabschnitt zwischen Walporzheim und Ahrbrück komplett neu”, sagte DB-Vorstand Infrastruktur, Berthold Huber, am Dienstag. “Um das zu ermöglichen, hat der Bund Planungserleichterungen für den Wiederaufbau und die Elektrifizierung der Ahrtalbahn ermöglicht”, sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP).
Die Deutsche Bahn will nach aktuellen Planungen Ende 2025 mit den Bauarbeiten fertig sein. Dann sollen elektrische und nicht mehr mit Diesel betriebene Züge über die zweispurige Strecke rollen. Ein weiterer Anspruch: Die Ahrtalbahn wird “hochwasserresilient” wiederaufgebaut.
Konkret beinhalten die Planungen neun ersetzte Brücken und den Austausch nahezu aller Stützbauwerke. Auf rund 16 Kilometern entstehen komplett neue Schienen. Die Bauteams setzen sieben Bahnübergänge instand – ebenso wie die zerstörten Stellwerke in Dernau und Kreuzberg. Hinzu kommt ein neues elektronisches Stellwerk in Ahrweiler. Den Abschluss bildet die Erneuerung der sechs von der Flut betroffenen Bahnhöfe. Vorbereitungen dafür laufen seit März. Teil der Arbeiten ist zudem der Neubau eines parallel zur Bahnstrecke verlaufenden Fahrradwegs.
Seit Dezember 2021, rund vier Monate nach der Flutkatastrophe, fährt die Ahrtalbahn nur noch eingleisig auf dem 15 Kilometer langen Abschnitt zwischen Remagen und Walporzheim. Im Sommer kam es zu einer sechswöchigen Sperrung der Strecke.
Die Bahn hatte nach der Flutkatastrophe von einer massiven Zerstörung gesprochen. So waren mehrere Brücken und der Großteil der insgesamt 30 Kilometer langen Strecke nicht mehr oder nur rudimentär vorhanden gewesen. Die auch von Schülern und Pendlern genutzte Ahrbahn hatte vor der Flutkatastrophe täglich etwa 3000 Passagiere. Nach Angaben der Deutschen Bahn fuhren vor 110 Jahren erstmals Züge durchs Ahrtal.
Die Kosten für den Wiederaufbau trägt der Bund. Zur Elektrifizierung der Strecke hat das Land Rheinland-Pfalz für den Doppelhaushalt 2023 und 2024 12,7 Millionen Euro eingeplant.
Zum offiziellen Startschuss für den Neubau in Altenahr war am Dienstag neben Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) vor Ort. Auch Klimaschutzministerin Katrin Eder (Grüne) und Verkehrsministerin Daniela Schmitt (FDP) nahmen am Termin teil.
Die Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zerstörte im Sommer 2021 sieben Regionalverkehrsstrecken so sehr, dass sie neu gebaut oder umfangreich saniert werden mussten. Die Deutsche Bahn schätzte den Schaden auf 1,3 Milliarden Euro.
dpa / EVN