MÜNCHEN | Als vergangenes Jahr die Kostenexplosion und die jahrelange Verzögerung bei der zweiten Münchner S-Bahn-Stammstrecke bekannt wurden, war das für die Öffentlichkeit völlig überraschend – Kritik daran, nicht früher zumindest grobe Zahlen veröffentlicht zu haben, hat Bahn-Chef Richard Lutz nun zurückgewiesen.
Wasserstandsmeldungen wären nicht hilfreich gewesen, sagte Lutz am Freitag im Untersuchungsausschuss des Landtages, der das Debakel aufklären soll. Und die Projektverantwortlichen hätten nunmal die Zeit bis zum vergangenen September benötigt, um nach den im Jahr 2019 beschlossenen Erweiterungen solide aktualisierte Zeit- und Kostenpläne zu erstellen.
Die Deutsche Bahn steht stark in der Kritik, weil sie erst im vergangenen September bekanntgegeben hatte, dass die zweite zentrale S-Bahn-Strecke durch die Münchner Innenstadt statt 3,85 Milliarden Euro für die Öffentlichkeit überraschend nun rund 7 Milliarden Euro plus Inflationsausgleich kosten wird. Die Inbetriebnahme könnte sich von 2028 auf bis zu 2037 verzögern.
Dennoch hatte der Konzernvorstand über all die Zeit nach Lutz’ Schilderung bis ins vergangene Jahr hinein keinen Anlass, sich vertieft mit der zweiten Stammstrecke zu beschäftigen. Der Vorstand werde stets nur aktiv, wenn die Projektverantwortlichen in den Quartalsberichten auf größere Probleme hinwiesen, schilderte Lutz – aber Zeit- und Kostenrahmen seien ja noch in der Überarbeitung gewesen. Entsprechend habe er die Zahlen auch nicht etwa auf politischen Druck hin unter Verschluss gehalten.
dpa / EVN