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HANNOVER / HAMBURG | Der Bund hat die Deutsche Bahn aufgefordert, für die Modernisierung der Strecke Hamburg–Hannover eine bevorzugte Variante zu benennen.
Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa teilte die Bahn am Donnerstag mit, dass das Unternehmen dem Bundesverkehrsministerium Ende Dezember einen Vergleich von vier möglichen Streckenverläufen übergeben hat. Dabei geht es um drei Grundvarianten – einen bestandsnahen Ausbau ohne Ortsumfahrungen, einen bestandsnahen Ausbau mit Ortsumfahrungen und einen Neubau, für den zwei verschiedene Streckenverläufe untersucht wurden.
Das Bundesministerium habe die Ergebnisse dieser Vorplanung geprüft und “um Konkretisierung und Benennung einer Vorzugsvariante gebeten”, teilte ein Bahnsprecher mit. Die DB sei dazu mit Bund und Land im Austausch.
Die Benennung einer Vorzugsvariante ist bei Großprojekten üblich. Insbesondere wirtschaftliche Aspekte werden dabei berücksichtigt.
Wer mit dem Zug von Hannover nach Hamburg fahren will, soll nur noch knapp eine Stunde benötigen – 59 Minuten Fahrzeit sind das Ziel. Im Vergleich zu einer ICE-Fahrt heute soll die Fahrtzeit damit um rund 15 bis 20 Minuten verringert werden.
Allerdings gibt es seit Jahren Streit darüber, wie die Modernisierung der Strecke auf der wichtigen Nord-Süd-Achse umgesetzt werden soll. Im Kern geht es um die Frage, ob die bestehende Strecke ausgebaut oder eine komplett neue Strecke gebaut wird.
Die Position der niedersächsischen Landesregierung lautet dabei weiter “Ausbau statt Neubau”, wie Verkehrsminister Olaf Lies sagte. “Auch die Übergabe des Variantenvergleichs ändert nichts an unserer bisherigen konsequenten Haltung: Beim Ausbau der Strecke Hamburg–Hannover brauchen wir eine umsetzbare und keine ‘Wünsch dir was’-Lösung.”
Schon 2015 hatte der SPD-Politiker in seiner ersten Amtszeit als Verkehrsminister dazu das “Dialogforum Schiene Nord” auf den Weg gebracht, an dem neben Land, Bund und Bahn auch Kommunen, Umweltverbände, Wirtschaftsvertreter und Bürgerinitiativen teilnahmen. Die Mehrheit der Teilnehmer verständigte sich damals abschließend auf die sogenannte Variante Alpha E mit der Erneuerung bestehender Strecken.
“Bei konsequentem Vorgehen hätte die Bahn schon weiter sein können”, hielt Lies dem Unternehmen nun vor und ergänzte: “Ich hielte es für das falsche Signal, die Ergebnisse des Dialogs zu ignorieren und ein Infrastrukturvorhaben solchen Ausmaßes gegen den Willen Niedersachsens umzusetzen. Mit einem solchen Vorgehen verspielt man auch Vertrauen, das durch den Dialogprozess aufgebaut worden ist.”
Der Landesminister betonte zudem, er setze “auf die Zusage von Bundesminister Wissing, dass er keine Bahnstrecken gegen die Interessen der Menschen bauen wolle”. Damit könne man zu den Lösungen zurückkehren, die im Dialog erarbeitet worden seien und endlich für mehr Kapazitäten im norddeutschen Schienennetz sorgen, sagte Lies.