Fahrgastverband Pro Bahn: Ungenügende Fahrgastinformation bei Großstörungen


BERLIN / MÜNCHEN | Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert die Fahrgastinformationen der Deutschen Bahn infolge des Güterzugunglücks bei Leiferde auf der Schnellfahrstrecke Hannover–Berlin. Fehlerhafte Fahrzeiten machen demnach eine verlässliche Reiseplanung unmöglich.

  PTO   Vier Tage nachdem ein Güterzug auf einen weiteren Güterzug aufgefahren war, zeichnet sich ab, dass die Sperrung der Schnellfahrstrecke noch mindestens eine Woche andauern wird. Züge werden umgeleitet oder fallen aus. Die Fahrgastinformation auf der Relation verstärkt dabei die Wirkung des Chaos noch.

So sind zwar für viele Züge die Ersatzhalte in Uelzen, Salzwedel und Stendal eingetragen, die zu erwartenden Verspätungen sind allerdings nicht überall und nicht konsistent eingetragen oder deutlich zu optimistisch. Bei anderen Zügen ist zwar der Zusatzhalt Stendal eingetragen, aber weder wurden die Fahrzeiten angepasst noch wird (Tage) vor Abfahrt der Züge eine Verspätungsprognose geliefert. Dies führt dazu, dass der DB Navigator unwissende Fahrgäste mit den Planfahrzeiten beauskunftet. Von der Verspätung erfahren Sie oft erst im Zug – denn die Abfahrt in Hannover oder Berlin ist oft pünktlich. Verpasste Termine und Unsicherheit, ob Anschlüsse erreicht werden, inklusive.

Zeitweise waren dann – inzwischen korrigiert – neue Umleitungen mit völlig unrealistischen Fahrzeiten eingelegt worden. So tauchten für Fahrgäste plötzlich Züge auf, die die Strecke zwischen Göttingen und Erfurt angeblich in rund 20 Minuten zurücklegen sollten – selbst, wenn eine neue Schnellfahrstrecke zwischen beiden Städten vom Himmel fallen sollte, kaum zu halten. Solche Falschinformationen leiten Fahrgäste dann auf ungewünschte Umwege und verstärken deren Frustration. Ein Grund ist, dass viele Korrekturen noch manuell und pro Zug durchgeführt werden müssen.

Der Fahrgastverband Pro Bahn fordert daher den DB-Konzern auf, zusätzliche Ressourcen für die Weiterentwicklung der Fahrgastinformation bereitzustellen. Gerade bei Großbaustellen muss es möglich sein, mit wenigen Mausklicks eine generelle Anpassung durchzuführen. Hier sollte in einem Softwaretool ein einfacher Arbeitsablauf realisiert werden, der beispielsweise für die aktuelle Störung eine Eingabe „Für alle Züge, die zwischen Hannover und Berlin keinen Halt haben oder in Wolfsburg halten, streiche eventuellen Halt in Wolfsburg, lege zusätzliche Halte in Uelzen, Salzwedel und Stendal an und berechne korrekte Fahrzeiten mit Reserven“ verarbeiten kann. Dadurch würde sichergestellt, dass alle Züge korrekt behandelt und keine unmöglichen Fahrzeiten eingegeben werden. Dazu sollte das vom Fahrgastverband Pro Bahn 2018 mit dem Fahrgastpreis ausgezeichnete Team der DB Fahrgastinformation aufgestockt und mit den notwendigen Entwicklungsaufgaben beauftragt werden, sowohl für die kontinuierliche Weiterentwicklung als auch für den Bedarfsfall, wenn kurzfristig zuverlässige Fahrplanänderungen eingepflegt werden müssen.


Textquelle: Pro Bahn
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