VDV: Neues ÖPNV-Sonderticket braucht langfristige Finanzierungslösungen


BERLIN | Mit der geplanten dauerhaften Nachfolgelösung für das 9-Euro-Ticket geht aus Sicht des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) auch eine andere Finanzstruktur im Öffentlichen Personennahverkehr einher.

„Mit einem Tarif von 49 Euro oder selbst 69 Euro wird eigenwirtschaftlicher Verkehr bei der Kostenentwicklung praktisch nicht mehr möglich sein“, sagte VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff am Dienstag in Berlin. „Das heißt, die Gesamtbranche wechselt in eine Gemeinwirtschaftlichkeit und das ist schon ein echter Paradigmenwechsel, auf den man hinweisen muss.“

Verkehrsunternehmen könnten regionale Angebote wie zusätzliche Nachtbusse, Taktverdichtungen oder neue Linien in einer solchen Struktur nicht mehr aus eigener finanzieller Kraft stemmen. Kurz vor der Ministerpräsidentenkonferenz ab diesem Mittwoch rief Wolff die Politik deshalb auf, Antworten auf solche langfristigen Finanzierungsfragen zu geben. „Man muss die Frage des Tickets im Kontext mit dem ÖPNV der Zukunft diskutieren mit seiner Finanzierung.“

Die Verkehrsminister von Bund und Ländern hatten sich kürzlich grundsätzlich darauf geeinigt, im kommenden Jahr ein dauerhaftes und bundesweites Sonderticket für den ÖPNV einzuführen. Den Streit um die Finanzierung sollen nun die Länderchefinnen und -chefs bei ihrem Treffen lösen.

Die Branche sieht einen Finanzbedarf von jährlich allein drei Milliarden Euro durch die wegfallenden Einnahmen, die ein solches Ticket bedeuten würde. Hinzu kämen einmalig 1,1 Milliarden Euro für die Vertriebs- und Umstellungskosten. Zusätzlich sollen 2022 und 2023 wegen der Energiepreise je 1,65 Milliarden Euro extra her. Im Koalitionsvertrag hatte der Bund schon eine Erhöhung der Regionalisierungsmittel von 1,5 Milliarden Euro pro Jahr in Aussicht gestellt. Mit diesen Geldern finanziert die Regierung den ÖPNV in den Ländern mit.


dpa | Foto: Pixabay

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