Brandenburg kritisiert Berliner Pläne für günstiges ÖPNV-Ticket – Beermann: Große Hürde bei Finanzierung


POTSDAM | Brandenburgs Verkehrsminister Guido Beermann (CDU) hält den Vorstoß Berlins für eine Nachfolge für das 9-Euro-Ticket für fragwürdig.

Er kritisierte sowohl das Vorgehen Berlins als auch den Vorschlag für ein Ticket nur für die Hauptstadt. „Für zwei Länder, die so eng miteinander verbunden sind wie Berlin und Brandenburg, sollten solche Vorschläge wie der aus Berlin nicht über die Medien kundgetan werden“, sagte Beermann der Deutschen Presse-Agentur. „Die Frage ist: Ist es klug, einen Sonderweg zu gehen, wenn man in Berlin-Brandenburg einen gemeinsamen Verkehrsverbund hat?“

Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey hatte ein zeitlich begrenztes, regionales Nachfolgeangebot für das 9-Euro-Ticket in Aussicht gestellt. Giffey, die auch Berliner SPD-Landeschefin ist, plant eine Überbrückungslösung von Oktober bis Dezember 2022 für die Hauptstadt, bis ein bundesweites Ticket kommt. Die Bundesregierung strebt eine Nachfolge des 9-Euro-Tickets für 49 bis 69 Euro pro Monat im Rahmen des jüngsten Entlastungspakets an.

Brandenburgs Verkehrsminister sieht in der Finanzierung eine große Hürde für die Frage eines gemeinsamen Tickets. „Von Brandenburger Seite besteht dort kein Bedürfnis“, sagte Beermann. „Wir bewegen uns in einem Spannungsfeld: eine große Stadt, die weltweit für ihren ÖPNV beneidet wird, und das fünftgrößte Flächenland in Deutschland, das stark durch den ländlichen Raum geprägt ist – das stellt eine große Herausforderung im Tarifgefüge dar.“

Der CDU-Politiker dringt darauf, angesichts drastisch steigender Energiepreise zunächst das Angebot der Verkehrsunternehmen zu sichern. „Die Länder haben klar verabredet: Wir fordern vom Bund 1,65 Milliarden Euro Regionalisierungsmittel für finanzielle Wetterfestigkeit bei steigenden Energiekosten und weitere 1,5 Milliarden Euro für mehr Qualität und einen konkreten Vorschlag für ein Nachfolgeticket, das der Bund finanziert“, sagte Beermann. „Was hier passiert ist, dass der Bund das Pferd von hinten aufzäumt.“

Gerade der öffentliche Personennahverkehr brauche viel Energie, sagte der Minister. „Deswegen ist es notwendig, dass man das erstmal im Blick hat. Es ist uns nicht geholfen, wenn wir die hohen Kosten nicht auffangen, die durch diese Preisexplosion entstehen und uns dann überlegen müssen, ob es höhere Tarife geben müsste, der Takt schlechter wird oder gar das Angebot ausgedünnt werden muss.“ Die Menschen stiegen nur auf den ÖPNV um, wenn sie ein gutes Angebot bekämen.

Beermann kritisierte das Vorgehen des Bundes. „Jetzt kommt das dritte Entlastungspaket und die Länder wurden vor vollendete Tatsachen gestellt“, sagte er. „Es ist nicht klar, was der Bund bei einer Nachfolge für das 9-Euro-Ticket genau will – 49, 59 oder 69 Euro und wer soll davon profitieren?“


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