Zweite Stamm­strecke: Bayerische Staats­regierung früher vor höheren Bau­kosten gewarnt


MÜNCHEN | Die bayerische Staats­regierung wusste seit April 2020 von potenziell deutlich höheren Kosten beim Bau der zweiten Münchner S-Bahn-Stamm­strecke. Das geht aus einer Antwort des bayerischen Verkehrs­ministeriums auf eine Anfrage des FDP-Landtags­abgeordneten Sebastian Körber hervor.

Am 28. April 2020 sei von der Baubegleitung des bayerischen Verkehrs­ministeriums “erstmalig aufgrund einer Grobschätzung eine mögliche Kosten­erhöhung von 3,8 Milliarden Euro auf 5,2 Milliarden Euro” genannt worden, heißt es dort. Das wäre einige Monate früher als bisher bekannt. Das Papier liegt der Deutschen Presse-Agentur vor, zuerst hatte der Münchner Merkur darüber berichtet.

Das Ministerium betont allerdings, es habe sich lediglich um Grob­schätzungen gehandelt, “die zu keinem Zeitpunkt für die politische Entscheidungs­findung oder die öffentliche Kommunikation ein hinreichend belastbarer Ersatz für fehlende Daten der DB sein konnten”. Die Basis aller Entscheidungen könnten ausschließlich “fundierte und final geprüfte Aussagen und Infor­mationen des Projektträgers” – der Deutschen Bahn – sein, so das Ministerium.

Inzwischen geht das Verkehrs­ministerium bekanntlich davon aus, dass die Kosten für den Bau der zweiten S-Bahn-Röhre quer durch die Münchner Innenstadt sogar auf bis zu 7,2 Milliarden Euro steigen dürften. Zudem könnte sich die Inbetrieb­nahme von 2028 auf 2037 verzögern. Bahnchef Richard Lutz hatte im Juli aber weiterhin keine konkreten Zahlen genannt – Anfang Oktober werde die Bahn die Fakten auf den Tisch legen. Lutz räumte allerdings ein: “Aber wir können sicherlich sagen, dass es teurer wird und es länger dauern wird.”

Das Verkehrs­ministerium stellt deshalb auch in der Antwort auf Körbers Anfrage noch einmal kritisch fest, die Deutsche Bahn habe “bis zum heutigen Tag keine verlässlichen und offiziellen Zahlen geliefert – weder zu den Kosten noch zur Dauer des Bau­projekts”.

Körber kritisierte im Münchner Merkur die Staats­regierung: “Die haben das unter den Teppich gekehrt.” Schon im April 2020 hätten “die Alarmglocken der Staats­regierung ertönen müssen”. Eine Kosten­steigerung von 3,8 auf 5,2 Milliarden Euro sei schließlich “nichts Triviales”.


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