EVG widerspricht Bahnchef Lutz: Personalmangel sehr wohl ein Problem


BERLIN | Die zahlreichen Probleme bei der Deutschen Bahn liegen aus Sicht der Eisenbahn- und Verkehrs­gewerkschaft (EVG) durchaus auch am Personalmangel – damit widerspricht die Gewerkschaft Aussagen von Konzernchef Richard Lutz.

„Die Mitarbeiter rufen bei mir an und fragen, mit welchen Zügen Bahnchef Lutz unterwegs ist“, teilte der Gesamt­betriebs­ratsvorsitzende der Bahn-Tochter DB Regio, Ralf Damde, der Deutschen Presse-Agentur mit. „Die Züge von DB Regio sind jedenfalls bundesweit allesamt personell unterbesetzt und fallen wegen Personalmangel mittlerweile sogar aus.“ Ob im Kundendienst, der Reinigung, der Sicherheit oder bei Lokführern – „es herrscht an allen Ecken und Enden Personal­mangel“, sagte der Gewerkschafter.

Zu behaupten, die Misere bei der Bahn habe damit nichts zu tun, sei „schäbig“. „Die Überstunden steigen auf Millionen-Höhe. Eine Wertschätzung der Belegschaft bleibt aus“, so Damde weiter.

Lutz hatte am Dienstag erneut betont, dass der Konzern bei Zuverlässigkeit und Qualität im Bahnverkehr derzeit den eigenen Ansprüchen hinterherlaufe. Er betonte aber: „Es liegt nicht daran, dass wir im Moment Personal­mangel haben.“ Auch mit mangelnden Investitionen in die eigene Flotte hätten die zahlreichen Verspätungen und Zugausfälle nichts zu tun. „Es liegt daran, dass immer mehr Verkehr auf einer ohnehin schon knappen Infrastruktur, die durch Baustellen zusätzlich eingeschränkt wird, unterwegs ist.“

Die Kritik der Gewerkschaft wies der Konzern zurück. „Das ist echt daneben“, teilte eine Sprecherin mit. „Die Bahn stellt seit Jahren über Bedarf ein und hat aufgrund einer seit Jahren laufenden Joboffensive keinen strukturellen Personalmangel.“ Aktuell sei man wie andere Unternehmen auch „wieder von steigenden Coronafällen oder anderen kurzfristigen Krankheitsfällen betroffen, was sich kurzfristig regional auswirken kann“.

Bahnchef Lutz: Probleme der Bahn liegen nicht am Personalmangel


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