BERLIN | Der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Klaus-Dieter Hommel, hat die Ankündigungen von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) und Bahnchef Richard Lutz zur Schaffung eines Hochleistungsnetzes mit Ernüchterung wahrgenommen.
Die aktuellen Verlautbarungen seien „eine einzige Enttäuschung“, sagte Hommel am Donnerstag laut einer Mitteilung seiner Gewerkschaft. „Es kamen keine neuen Impulse und es gibt keinerlei Aussicht auf ausreichend Finanzierung der Bauvorhaben“, führte der EVG-Chef aus.
Voraussetzung für das Gelingen sei, dass man die Infrastruktur und die Transportunternehmen der Bahn weiter integriere, betonte Hommel. Die von Verkehrsminister Wissing geplante Gründung einer Infrastrukturgesellschaft sei jedoch die „Trennung des integrierten Konzerns durch die Hintertür.“
Für die EVG bleibe auch die avisierte Umsetzung des sogenannten Deutschlandtakts bis 2030 unrealistisch. „Dass man das Thema nun wirklich angehen will und sich entschlossen hat, ist eine gute Aussage.” Allerdings glaubt Hommel, dass die komplette Umsetzung „mindestens 20, eher 30 Jahre“ brauche.
Wissing und Lutz hatten am Mittwochvormittag ihre Pläne für eine „Generalsanierung“ der wichtigsten Streckenabschnitte ab dem Jahr 2024 konkretisiert. Dabei gehe es um rund zehn Prozent des Gesamtnetzes, auf dem schon heute rund 25 Prozent aller Züge fahren würden. Vorgesehen ist, dass künftig alle Baumaßnahmen in einem Streckenkorridor vom Gleis über die Bahnsteige bis hin zu Signalen und Stellwerken gebündelt und komplett saniert werden sollen, sofern dies ansteht. Bislang erfolgt die Sanierung noch primär in Abhängigkeit von Zustand und Alter der Anlagen. Das bisherige Vorgehen sei laut Bahn aber nicht kundenfreundlich.