Zugunglück in Oberbayern: Bahnexperte geht von defekten Schienen als Ursache aus


GARMISCH-PARTENKIRCHEN | Noch immer ist unklar, was zu dem schweren Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen vor wenigen Tagen geführt hat. Markus Hecht von der TU Berlin geht allerdings von defekten Schienen als wahrscheinlichste Ursache aus.

„Es kommt eigentlich nur eine Gleisverwerfung als Ursache in Frage“, sagte der Professor für das Fachgebiet Schienenfahrzeuge gegenüber der Wirtschaftswoche. Bei einem derartigen Vorkommnis würden sich die Schienen wie ein S verformen. „Ein darüberfahrender Zug wird dann nach links und rechts geschüttelt. Je nach Geschwindigkeit, Drehgestellabstand und Höhe des Zuges drücken dann enorme Kräfte auf die Fahrzeuge“, sagte Hecht der Zeitung. „Die Gleise verformen sich oft erst in dem Moment, wenn ein Zug über die Gleise fährt. Deshalb bleibt das Führungsfahrzeug auf der Schiene stehen.“ Ursache könne etwa ein Instandhaltungsfehler am Gleis sein.

Doppelstockwagen wie in Garmisch-Partenkirchen seien in begrenztem Maße anfälliger für solche Gleisverwerfungen. Ein Grund seien längere Abstände zwischen zweiter und dritter Achse als bei anderen Fahrzeugen, erläuterte Hecht gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Die Staatsanwaltschaft München II ermittelt gegen drei Mitarbeiter der Deutschen Bahn wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Tötung. Bis zum Abschluss der Ermittlungen bleibe offen, ob die Bahnmitarbeiter tatsächlich Mitschuld trügen, betonte eine Sprecherin der Anklagebehörde. „Es gilt auch hier wie stets in solchen Fällen die Unschuldsvermutung bis zum endgültigen Abschluss des Verfahrens.“

Bei der Entgleisung des Regionalzuges waren am vergangenen Freitag vier Frauen und ein 13-jähriger Junge ums Leben gekommen. Etwas mehr als 40 Menschen wurden verletzt.


EVN | Foto: Feuerwehr / Hecht