TEMPLIN | Das vorläufige Ende der reaktivierten Schorfheide-Bahn von Joachimsthal nach Templin sorgt in der Brandenburger Koalition für Zwist.
Das Infrastrukturministerium lässt offen, ob die verlängerte RB63 eine Zukunft hat, nachdem der vierjährige Probebetrieb Ende des Jahres eingestellt wird. “Es wird dann eine Kosten-Nutzen-Analyse geben”, sagte Ministeriumssprecherin Simone Engler am Sonntag. Es gehe am Ende um einen wirtschaftlichen Betrieb. Infrastrukturstaatssekretär Rainer Genilke (CDU) hatte das vorläufige Ende am Freitag im Landtag angekündigt.
Die Grünen-Landtagsfraktion gibt die Strecke nicht auf und zeigt sich verärgert. “Die Einstellung des Probebetriebs der RB63 bis Templin war nicht mit uns abgesprochen”, teilte Verkehrspolitiker Clemens Rostock mit. “Zwar hatten wir eine Entscheidung dieser Art stets befürchtet, dennoch kam diese Ankündigung jetzt überraschend.” Dabei sei vor dem Landtagsplenum erläutert worden, dass erst die letzten Zahlen zur Nutzung abgewartet werden müssten. Die Grünen-Abgeordnete Carla Kniestedt sieht für die Strecke grundsätzlich Potenzial, wenn die Anschlüsse in Eberswalde besser synchronisiert würden. Der oppositionelle Linksfraktionschef Sebastian Walter hält die Einstellung der Strecke für ein falsches Signal.
Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU) will das Nahverkehrsangebot grundsätzlich ausweiten und attraktiver machen. Die Strecke von Joachimsthal nach Templin, die die Niederbarnimer Eisenbahn betreibt, wurde Ende 2018 noch unter der rot-roten Regierung reaktiviert. Sie ist eine Verlängerung der Regionalbahn 63, die in Eberswalde startet. Der Testbetrieb wurde bis Ende 2022 verlängert. Eine im Januar veröffentlichte Studie des Ministeriums zur Reaktivierung alter Bahnstrecken ergab, dass das Potenzial für einen Taktverkehr für diesen Abschnitt nicht eindeutig erkennbar war.
Mit dem Zug fahren täglich etwa 100 Fahrgäste, wie aus einer Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage aus der SPD-Landtagsfraktion im März hervorgeht. “Das entspricht einer Auslastung der Platzkapazitäten der eingesetzten Regionaltriebzüge von etwa 4 Prozent.” Im Jahr 2020 seien es wegen der Corona-Pandemie täglich 80 Fahrgäste gewesen. Für einen dauerhaften Betrieb seien für die Strecke Joachimsthal – Templin allerdings wesentliche Investitionen in Leit- und Sicherungstechnik sowie barrierefreie Haltepunkte und Bahnsteige nötig. Derzeit wird der Landesnahverkehrsplan 2023-2027 neu aufgestellt.