Ausbaustrecke Erfurt–Nordhausen verzögert sich um Jahre


ERFURT / LEIPZIG | Eigentlich sollte Nordhausen 2025 einen schnelleren Zubringer zum ICE-Kreuz in Erfurt bekommen. Nun müssen sich die Nordthüringer noch deutlich länger gedulden.

Die Inbetriebnahme der Ausbaustrecke zwischen Erfurt und Nordhausen wird sich nach Angaben der Deutschen Bahn (DB) um mehrere Jahre verzögern. Grund seien geänderte rechtliche Bedingungen sowie Probleme mit dem Baugrund, die Umplanungen erforderten, teilte die Bahn am Donnerstag in Leipzig mit. Bisher sollte die 67 Kilometer lange Strecke zwischen der Landeshauptstadt und ihrem ICE-Bahnhof und der Nordthüringer Stadt im Jahr 2025 so ausgebaut sein, dass mit einem Tempo von bis zu 140 Kilometern pro Stunde gefahren werden kann.

Dadurch soll die Fahrzeit zwischen den beiden Städten um etwa 15 Minuten auf etwa eine Stunde sinken und Nordthüringen eine bessere ICE-Anbindung ermöglichen. Mit dem Ausbauprojekt war auf der eingleisigen und nicht elektrifizierten Strecke Erfurt–Nordhausen im Jahr 2014 begonnen worden. Die Termin- und Kostenplanung für die noch anstehenden vier von sechs Bauabschnitte würden nun überarbeitet, erklärte die DB.

Infrastrukturministerin Susanna Karawanskij (Linke) reagierte enttäuscht und sprach von wiederholten Verzögerungen beim Ausbau der Strecke. „Das wird zu verständlichem Unmut bei den Bürgerinnen und Bürgern führen, die auf die Bahn angewiesen sind.“ Für Thüringen sei auch ärgerlich, dass das seit 2007 versprochene Projekt Bundesmittel bis 2030 binde, die für andere Infrastrukturprojekte dringend gebraucht worden wären. Das Land steht laut Karawanskij für Gespräche mit der DB bereit, „damit wir gemeinsam durch Änderungen in der weiteren Planung die Bauzeit verkürzen und so schnell wie möglich die Strecke in Betrieb nehmen können“.

Konkret müssten nach Angaben der DB in der Entwurfsplanung für den Abschnitt Sondershausen-Greußen neue rechtliche Rahmenbedingungen berücksichtigt werden. Der Bahndamm müsste deutlich aufwendiger gebaut und mit einer zusätzlichen Schutzschicht versehen werden. Außerdem seien zusätzliche Wege und Zugänge sowie breitere Dämme entlang der Bahnstrecke vorgeschrieben. Dafür müssten Flächen erworben werden.

Zudem habe eine detaillierte Baugrunduntersuchung gezeigt, dass mehr Boden ausgetauscht werden muss, um die Stabilität der Gleise zu sichern. Laut Bahn soll bis Herbst die Entwurfsplanung für die Bauabschnitte Greußen-Kühnhausen-Erfurt Nord abgeschlossen sein. Erst dann könnten konkrete Angaben zum neuen Zeitplan und den Kosten gemacht werden.

Das Planrecht für den Abschnitt Sondershausen-Greußen würde noch vor Sommerbeginn beim Eisenbahn-Bundesamt (EBA) beantragt. 2016 war der Streckenausbau zwischen Nordhausen und Sondershausen fertiggestellt worden. Im Februar 2022 ging laut DB der ausgebaute Abschnitt Wolkramshausen-Sondershausen in Betrieb. Zudem seien Stellwerkstechnik erneuert, Bahnhöfe und Haltepunkte saniert und die Bahnsteige in Sondershausen mit neuen Aufzügen für einen barrierefreien Zugang ausgestattet worden.


dpa | Foto: DB Netz AG