Die Deutsche Bahn sucht Nachwuchs: Am Samstag waren knapp 20 Teilnehmer der Einladung von DB Cargo gefolgt und ließen sich einen Tag lang in die Arbeitswelt des Schienengüterverkehrs einweihen.
Wie bereits im letzten Jahr – damals in Regensburg (Bahnblogstelle berichtete) – veranstaltete DB Cargo am vergangenen Samstag, 29. Oktober 2016, erneut einen spannenden Aktionstag, der speziell auf Schüler und damit potentielle Bewerber ausgerichtet war. Den Jugendlichen wurde hier der Ausbildungsberuf zum Eisenbahner im Betriebsdienst mit der Fachrichtung Lokführer und Transport (EiB L/T) nähergebracht. Ort der Veranstaltung war diesmal der Rangierbahnhof in Ingolstadt. Vorbereitet und ausgeführt wurde die Veranstaltung hauptsächlich durch Auszubildende im dritten Lehrjahr, mit Unterstützung der Ausbildungsverantwortlichen.
Nach einer kurzen Vorstellung des Unternehmens DB Cargo AG, dem Geschäftsbereich des Schienengüterverkehrs der Deutschen Bahn, und der erforderlichen UVV-Unterweisung zur Unfallverhütung, wurden die Teilnehmer in kleine Gruppen von je drei bis vier Personen aufgeteilt. Das Tragen der Schutzbekleidung in Form von Warnwesten und Schutzhelm war für jeden Teilnehmer Pflicht. Die Azubis und Fachkoordinatoren standen den Schülern während des gesamten Aufenthalts auf dem Bahnbetriebsgelände zur Seite und erklärten ihnen an mehreren Stationen die unterschiedlichen Tätigkeitsfelder des Ausbildungsberufs und die späteren Aufgaben als Lokrangierführer bzw. Triebfahrzeugführer.
Neben einer kurzen Einführung in die Signalkunde wurde den jungen Teilnehmern auch die Funktion und Bedienung einer mechanisch ortsgestellten Weiche, einer sogenannten Handweiche, erläutert. Die Schüler durften hier auch selbst Hand anlegen. Kraft beweisen durften die jungen Männer aber auch beim Kuppeln zweier Güterwagen. Denn um den Kupplungsbügel in den Haken des anderen Wagens zu hieven, braucht es schon ein wenig Muskelkraft. Immerhin wiegt die Kupplung rund 30 kg. Und einen ganzen Wagenzug zu kuppeln, das geht schon ganz schön in die Arme, verrieten die motivierten Auszubildenden. Welche Bedeutung die unterschiedlichen Wagennummern und Bremsanschriften sowie die Angaben zum Lastwechsel haben, erklärten die Azubis den interessierten Teilnehmern direkt vor Ort an einem abgestellten Wagenzug. Zudem wurde den Jugendlichen bewusst gemacht, dass die Sicherheit im Schienenverkehr an oberster Stelle stehen muss. Fehler oder Versäumnisse, wie zum Beispiel ungesicherte Ladung, falsch gekuppelte Wagen oder Mängel an der Bremsanlage, können schnell zu einer großen Katastrophe führen. Leichtsinnigkeit kann sich hier keiner leisten.
“Ich kontrolliere alles lieber ganz genau”, sagt einer der Azubis. “Im Zweifel bin ich der Schuldige, wenn etwas passiert. Als Lokführer habe ich einfach eine extrem große Verantwortung.”
Ein Highlight des Aktionstages war die Mitfahrt auf einer 80 Tonnen schweren und bis zu 1300 PS starken Rangierlok der Baureihe 294, die quer durch den Ingolstädter Hauptbahnhof und zurück auf das Rangiergelände führte. Während der Fahrt erläuterten der Lokführer und sein Azubi die Grundfunktionen der Lokomotive, führten die Sicherheitssysteme PZB und Sifa vor und brachten die Lok mit einer beabsichtigten Zwangsbremsung zum Stehen.
Unter den teilnehmenden Schülern waren diesmal auch 12 engagierte junge Flüchtlinge. Die jungen Männer sind Schüler von Berufsintegrationsklassen, die nach dem Erlernen der deutschen Sprache nun in den Arbeitsmarkt eingegliedert werden sollen.
Aus Sicht von Andreas Schäffler, dem zuständigen Ausbildungsgesamtkoordinator von DB Cargo, verlief der Tag sehr erfolgreich: “Wir sind sehr zufrieden.”
Wie viele Teilnehmer sich letztendlich bewerben, werden natürlich erst die kommenden Tage oder Wochen zeigen. Bis zum Ausbildungsbeginn im Herbst 2017 vergeht ohnehin noch ein wenig Zeit. Interesse und Begeisterung für den Ausbildungsberuf konnte die Deutsche Bahn mit dem Event aber in jedem Fall wecken. Erste Anfragen bezüglich Praktika gab es bereits. Einige Teilnehmer verrieten sogar, dass das ihr Traumberuf sei – heute mehr als gestern.
(red)