1985 war es, da stellte die damalige Deutsche Bundesbahn den Versuchs-Triebzug InterCityExperimental (ICE-V) der Öffentlichkeit vor. Heute ist der ICE – seit mittlerweile 24 Jahren – das Flaggschiff und Aushängeschild des Fernverkehrs der Deutschen Bahn. Ein Grund, drei Jahrzehnte später einen kleinen Blick zurück in die Anfangsjahre des Hochgeschwindigkeitsverkehrs in Deutschland zu werfen.
Genau heute jährt sich zum 30. Mal das Jubiläum der Präsentationsfahrt des experimentellen ICE-Vorläufers. Denn die Deutsche Bundesbahn stellte am 26. November 1985 den Versuchszug „InterCityExperimental“, der auch als ICE-V bezeichnet wird, offiziell der Öffentlichkeit vor. Am selben Tag erreichte der Zug mit 317 km/h einen für damalige Verhältnisse neuen Geschwindigkeitsrekord für Schienenfahrzeuge in Deutschland. Rund zweieinhalb Jahre später, am 1. Mai 1988, erreichte der Zug im Rahmen der ICE-Weltrekordfahrt dann sogar eine Höchstgeschwindigkeit von 406,9 km/h.
Gestartet ist das Projekt, das damals noch den technischen Titel „Rad/Schiene-Versuchs- und Demonstrationsfahrzeug“ (R/S-VD) trug, gegen Ende der 1970er Jahre. Geplant war, einen Versuchs-Triebzug zur Erprobung des Hochgeschwindigkeitsverkehrs für die Bundesrepublik Deutschland zu entwickeln, nachdem Frankreich mit dem TGV bereits erste Meilensteine in der Geschichte des Schienenhochgeschwindigkeitsverkehrs errungen hatte.
Gebaut wurde der 5-teilige ICE-V zwischen 1983 und 1985, hatte eine Länge von 114 Metern und bestand aus zwei Triebköpfen (Baureihe 410) und drei Mittelwagen (Baureihe 810). Der Versuchszug verfügte über eine Antriebsleistung von 9.900 PS (7.280 kW) und war für eine Höchstgeschwindigkeit von 350 km/h ausgelegt, höher als bei den heutigen ICE-Zügen, die je nach Baureihe für eine maximale Geschwindigkeit von 230 bis 330 km/h zugelassen sind.
Im ICE-V wurden alle Komponenten erprobt, die später in den Serienzügen der ICE 1- und ICE 2-Flotte eingebaut wurden. Dazu gehörten unter anderem die Rechnersteuerung der Antriebs- und Bremssysteme, die Datenübertragung per Lichtwellenleiter, die Kupplung des ICE 2 und die Wirbelstrombremse, die erst mit der dritten Generation des ICE, in der Baureihe 403, verbaut wurde.
Die ersten Serienzüge des Typs ICE 1 mit einer Länge von maximal 410 Metern, die aus der Entwicklung des InterCityExperimental entstanden, wurden zum Sommerfahrplan 1991 offiziell in Betrieb genommen. Zuggarnituren mit neun bis 14 Mittelwagen sind beim ICE 1 vorgesehen gewesen. Später folgten dann die Züge der ICE 2-Flotte, die als Halbzüge mit einer Länge von 205 Metern konzipiert wurden, sowie die nachfolgenden Triebzugflotten ICE-T, ICE 3 und ICE 3 Velaro D, die heute zum modernen Erscheinungsbild des schnellen Fernverkehrs der Deutschen Bahn gehören.
Das Fahrzeugkonzept der Züge hat sich mit den Jahren stark gewandelt. Basieren die ICE 1- und ICE 2-Züge, wie der InterCityExperimental, noch auf antriebslosen Mittelwagen und angetriebenen Triebköpfen, ähnlich einem Wagenzug mit Lokomotive, änderte sich dies in den folgenden Fahrzeuggenerationen. Denn der ICE-T sowie die Züge der ICE 3-Reihe bestehen heute aus unterflurangetriebenen Fahrzeugen. Statt dem Einsatz von Triebköpfen, wurden hier die Stromrichter und Transformatoren sowie die restliche Antriebstechnik inklusive der Fahrmotoren in den End- und Mittelwagen über den gesamten Triebzug verteilt untergebracht.
Da der Versuchszug im Jahr 2000 nach rund 15 Jahren Dienstzeit ausgemustert wurde, ist er heute nur noch ein Teil der Geschichte. Aber zu Besichtigen gibt es ihn dennoch, denn einer der zwei Triebköpfe steht heute im Deutschen Verkehrsmuseum in München und lässt sich dort von technikinteressierten Besuchern bewundern.
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Beitragsfoto: © Marc Voß