ERFURT | Um die Finanzierung des 49-Euro-Tickets gibt es immer wieder Streit. Jetzt ist mal wieder Krisenstimmung angesagt. Kann eine Preiserhöhung noch abgewendet werden?
In Thüringen gibt es Sorgen wegen möglicher Preiserhöhungen beim Deutschlandticket. Sollte der Bund eigentlich zugesagte Gelder nicht auszahlen, müsse ab dem 1. Oktober der Preis von bislang 49 Euro angehoben werden, sagte eine Sprecherin des Thüringer Verkehrsministeriums. Es sei noch unklar, ob das Ticket dann etwa 59, 64 oder 69 Euro kosten müsste. Am Montag solle es eine Sonder-Verkehrsministerkonferenz dazu geben.
Hintergrund ist ein Streit der Länder mit dem Bund. Laut Sprecherin hatte der Bund zugesagt, nicht genutzte Gelder vom vergangenen Jahr auf dieses Jahr zu übertragen. Damit könne eine Finanzierungslücke von etwa 700 Millionen Euro gestopft werden, die ab Ende September bestehe, sagte sie. Bisher sei das aber nicht passiert. “Wenn der Bund sich nicht bewegt, muss eine Preiserhöhung ab dem 1.10.2024 greifen.”
Eine Abschaffung des Deutschlandtickets sei aktuell nicht wahrscheinlich, sagte die Sprecherin. Es sei aber zu befürchten, dass einzelne Verkehrsverbünde aussteigen und es deutschlandweit zu einem Flickenteppich kommt. In Thüringen drohe dieser Flickenteppich nicht, weil das Land den Betrieben gesetzlich zusichere, Defizite auszugleichen.
Der Vorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn in Thüringen, Olaf Behr, mahnte: “Ein deutlicher Aufpreis wird dazu führen, dass wir Fahrgäste verlieren werden.” Wo die Grenze des Akzeptablen liege, könne er aber nicht vorhersagen. Das Deutschlandticket habe auch eine soziale Komponente und ermögliche Teilhabe, sagte er.
Auch er macht sich keine Sorgen, dass das Ticket an sich gefährdet sein könnte: “Ich sehe das als Säbelrasseln.” Dass es aber ständig öffentliche Diskussionen um die Finanzierung gebe, führe zur Verunsicherung bei den Fahrgästen und bei den Betrieben. “Es kann nicht sein, dass der Bund immer in letzter Minute so eine Finanzierungsfrage klärt.”
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dpa