OSNABRÜCK | Pöbelnde oder aggressive Bahnreisende sind eine große Herausforderung für das Zugpersonal. Die Nordwestbahn setzt testweise auf die Hilfe von Kameratechnik und zieht eine erste Zwischenbilanz.
Der Einsatz von sogenannten Bodycams für Beschäftigte der Nordwestbahn in und um Bremen hat aus Sicht des Unternehmens eine positive Wirkung. Die Kameras auf der Kleidung wirkten deeskalierend, sagte ein Sprecher der Nordwestbahn mit Blick auf den laufenden Test. Bislang habe es keinen Fall gegeben, in denen eine Videoaufnahme nötig geworden sei, hieß es. (Stand 18. Dezember) Kundenbetreuer und -betreuerinnen mit Kamera müssen den jeweiligen Fahrgast zwei Mal ansprechen, bevor sie die Bodycam aktivieren.
Die Nordwestbahn testet seit diesem Frühjahr die Nutzung von Bodycams auf den Linien der Regio-S-Bahn in und um Bremen. Aktuell seien 18 Kundenbetreuerinnen und -betreuer geschult, um die Kamera nach den gültigen Vorgaben zu nutzen, so der Sprecher. Die Rückmeldungen der Beschäftigten sind demnach positiv. Das Unternehmen hofft, dass Bodycams für mehr Sicherheit bei den Fahrgästen und Mitarbeitenden führen und Straftaten schneller aufgeklärt werden können. Der Test mit den Kameras ist für die Beschäftigten der Nordwestbahn freiwillig. Ein endgültiges Fazit ist dem Sprecher zufolge derzeit noch nicht möglich.
“Die Sicherheit der Fahrgäste und der Mitarbeitenden steht für uns an oberster Stelle”, sagte der Unternehmenssprecher. “Deshalb wollen wir den Test bis nächstes Frühjahr fortführen, dies bedarf aber noch der Zustimmung des Betriebsrates.” Zudem möchte die Nordwestbahn auf ausgewählten Linien und zu gewissen Uhrzeiten geschulte Sicherheitsbegleitung hinzuziehen. “Über die Finanzierung sind wir aktuell in Gesprächen mit unseren Aufgabenträgern, dem Bremer Senat und der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG).”
Im Jahr 2022 registrierte die Nordwestbahn rund 210 verbale und tätliche Übergriffe bei der Regio-S-Bahn Bremen/Niedersachsen. Für das Gesamtjahr 2023 erwartet das Unternehmen eine ähnlich hohe Zahl. Bis Ende September 2023 gab es etwa 170 Übergriffe. Im Vergleich zu den Vor-Corona-Jahren ist die Zahl deutlich gestiegen. Damals registrierte die Nordwestbahn dem Sprecher zufolge etwa 50 verbale und tätliche Übergriffe im Jahr.
Bodycams werden auch von der niedersächsischen Polizei genutzt. Dem Innenministerium zufolge sind sie ein ergänzendes Mittel, um Polizisten, Polizistinnen und andere Menschen vor gewalttätigen Übergriffen zu schützen. Demnach können sie helfen, gefährliche Situationen zu entschärfen oder erst gar nicht entstehen zu lassen. Zudem können die Aufnahmen die Verfolgung von Straftaten erleichtern.
dpa