Hamburger Hauptbahnhof wird ab 1. Oktober Waffenverbotszone


HAMBURG | Der Hamburger Hauptbahnhof gilt als einer der gefährlichsten in Deutschland. Mit zahlreichen Maßnahmen soll die Sicherheit für die Bevölkerung verbessert werden. Eine weitere wurde jetzt vorgestellt.

Am Hamburger Hauptbahnhof sind vom 1. Oktober an Waffen verboten. Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD), Polizeipräsident Ralf Martin Meyer und der Leiter der Bundespolizeiinspektion Hamburg, Jan Müller, stellten dafür am Freitag ein erstes Hinweisschild auf. Im Bereich Reeperbahn und am Hansaplatz sind bereits seit Jahren Waffenverbotszonen eingerichtet.

“Unser zentrales Ziel ist es, dass es am Hauptbahnhof sicherer werden soll”, sagte Grote. Hamburg verfolge das Thema Sicherheit an Bahnhöfen und in Zügen darüber hinaus sehr intensiv auch als Lehre aus dem Fall Brokstedt auf Bundesebene. “Wir wünschen uns bundesweit einheitliche Regelungen zu Waffenverboten in Zügen und Bahnhöfen, aber wir wollen darauf jetzt auch nicht warten. Deswegen setzen wir die Waffenverbotszone jetzt in Kraft”, sagte Grote.

Der mutmaßliche Täter von Brokstedt, der staatenlose Palästinenser Ibrahim A., soll Ende Januar im Regionalzug von Kiel nach Hamburg zwei Menschen mit einem Messer getötet und vier weitere schwer verletzt haben.

Das Waffenverbot gilt zukünftig im Hauptbahnhof inklusive aller öffentlichen Bahnanlagen, den unterirdischen Verbindungen, sowie auf dem Heidi-Kabel-Platz, dem Hachmannplatz, am ZOB und am August-Bebel-Park. Das Waffenverbot umfasst neben Schusswaffen auch Messer mit einer Klingenlänge über vier Zentimetern sowie Schlagringe oder sogenannte Totschläger. Die entsprechenden Hinweisschilder wurden in dieser Woche bereits aufgestellt.

Bei Verstößen gegen das Waffenverbot droht ein Bußgeld von mindestens 200 Euro. Ausgenommen sind Sicherheitskräfte, aber auch Handwerker und Mitarbeiter im Geld- und Werttransport. Auch für gastronomische Betriebe, Pfadfindergruppen und Anwohner, die Messer in verschlossenen Behältnissen mit sich führen, gelten Ausnahmen.

Das Waffenverbot gehört zu einem Maßnahmenpaket, mit dem die Innenbehörde die Sicherheit rund um den Hauptbahnhof erhöhen will. So wurde unter anderem die Polizeipräsenz am Hauptbahnhof noch einmal deutlich erhöht. Im Rahmen der “Allianz sicherer Hauptbahnhof” erfolgen zudem gemeinsame Streifen der vier Sicherheitspartner (“Quattrostreifen”), bestehend aus Polizei Hamburg, Bundespolizei, DB Sicherheit und Hochbahnwache. Die Präsenz war zuletzt von 48 Stunden auf 90 Stunden pro Woche erhöht worden.

“Wir stellen fest, dass sich die Situation durch die Maßnahmen positiv verändert hat”, sagte Polizeipräsident Ralf Martin Meyer. So habe sich die Zahl der Obdachlosen, die sich am Hauptbahnhof aufhalten, reduziert. Durch die Kontrollen sei die Zahl der sogenannten Kontrolldelikte – wie zum Beispiel Aufenthaltsverbote – gestiegen. Dagegen gebe es erste Tendenzen, dass andere Straftaten wie zum Beispiel Raub und Körperverletzungen, rückläufig sind.

Darüber hinaus soll auch die Videoüberwachung im Bereich des Hamburger Hauptbahnhofs ausgeweitet werden. “Ich bin optimistisch, dass wir im 1. Quartal mit der baulichen Umsetzung beginnen können”, sagte Grote. Zeitgleich bereitet die Innenbehörde ein Alkoholkonsumverbot auf dem Hachmannplatz und dem Heidi-Kabel-Platz vor, das ab Frühjahr des nächsten Jahres in Kraft treten soll.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Dennis Thering bemängelte, dass bei der Waffenverbotszone der Steindamm ausgelassen wurde, “obwohl auch hier ein dringender Handlungsbedarf besteht”.

Der Hamburger Hauptbahnhof gilt mit mehr als einer halben Million Menschen täglich als der zweitmeistfrequentierte Bahnhof Europas – und als Brennpunkt der Kriminalität. Laut Bundespolizei wurden dort allein in den ersten vier Monaten dieses Jahres 145 Körperverletzungen, 31 gefährliche Körperverletzungen und 18 gefährliche Körperverletzungen mit gefährlichen Gegenständen gezählt.


dpa