HAMBURG | Das geplante 49-Euro-Deutschlandticket als Nachfolger des befristeten sommerlichen Erfolgsmodells zum Preis von lediglich 9 Euro geht Teilen der Hamburger SPD nicht weit genug.
Auf einem Landesparteitag sprach sich am Freitagabend eine Mehrheit dafür aus, sich “langfristig” für ein 29-Euro-Ticket einzusetzen. Wenige Tage nach der jüngsten Ankündigung des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV), die Preise für Bus und Bahn zum 1. Januar durchschnittlich um 3,2 Prozent zu erhöhen, setzt sich die SPD zudem für eine Preisbremse ein. Eine Mehrheit der Delegierten sprach sich dafür aus, dass eine weitere Erhöhung der Ticketpreise frühestens 2025 möglich sein soll.
In der Diskussion um Ticketpreise warnte Finanzsenator Andreas Dressel indes angesichts der für günstigere Tickets nötigen Finanzierung vor möglichen Zielkonflikten. Er wies darauf hin, dass die Hansestadt bis 2030 den “Hamburg-Takt” versprochen hat. Das ist der Plan, Menschen überall in der Stadt innerhalb von fünf Minuten erreichbare Bus, U- und S-Bahnverbindungen oder andere Mobilitätsangebote anzubieten. Außerdem müsse der Nahverkehr in den Außenbezirken der Stadt ausgebaut werden. “Wir haben uns ehrgeizige Ausbaupfade vorgenommen”, sagte Dressel und sprach von “Größenordnungen, die wir noch nicht bewältigt haben”.
Die Hamburger SPD-Vorsitzende Melanie Leonhard warnte zudem davor, das 49-Euro-Ticket kleinzureden. “Es geht nicht nur um uns hier in Hamburg, das wird ohne Tarifgrenzen bundesweit nutzbar sein”, sagte Leonhard, die auch dem rot-grünen Hamburger Senat angehört. “Was das bedeutet für die Mobilität in unserem Land, das ist noch gar nicht zu ermessen.”
Unterdessen gab der HVV bekannt, auch vor dem noch unbekannten Starttermin bereits von sofort an Vorbestellungen für das geplante Deutschlandticket anzunehmen. Die erste Abbuchung erfolge erst dann, wenn das Abo tatsächlich startet, “frühestens zum 1. Januar 2023”, teilte der Verkehrsverbund mit. “Mit dem Deutschlandticket startet die größte Tarif- und Vertriebsrevolution in Deutschland, wir bekommen ein einfaches, klares Angebot ohne Verbundgrenzen”, sagte HVV-Geschäftsführerin Anna-Theresa Korbutt der Mitteilung zufolge. “Der HVV möchte seinen Kundinnen und Kunden, die bisher noch kein Abo oder Profiticket besitzen, das attraktive Deutschlandticket ganz bewusst schon jetzt zur Vorbestellung anbieten.”
Wer bereits ein Abo hat, müsse nichts tun. “Der Preis aller bestehenden Zeitkarten im HVV, die teurer als das neue Angebot sind, wird automatisch auf den neuen Preis reduziert”, hieß es. “Das bedeutet: Alle Bestandskundinnen und -kunden zahlen dann ohne eigenes Zutun monatlich maximal 49 Euro für ihr Abo oder ihr Profiticket.”
Bund und Länder hatten sich zuvor über bis dahin offene Finanzierungsfragen beim Öffentlichen Personennahverkehr geeinigt. Das neue Deutschlandticket soll demnach schnellstmöglich eingeführt werden. Mit dem Ticket werden alle Busse und Bahnen des Nah- und Regionalverkehrs im gesamten Bundesgebiet nutzbar sein.