Im Jahr 2015 lag der Schienengüterverkehr im Vergleich der Verkehrsträger auf dem zweiten Platz – weit abgeschlagen hinter dem Straßengüterverkehr. Das soll sich ändern. Aus Sicht des Bahn-Lobbyverbands Allianz pro Schiene muss der Schienengüterverkehr weiter wachsen, denn die Eisenbahn ist im Vergleich zu LKW, Flugzeug und Binnenschiff das klimaschonendste Verkehrsmittel im Güterverkehr.
Da es bereits heute Engpässe rund um die großen deutschen Knotenpunkte und auf einigen viel befahrenen Strecken gibt, fordert Allianz pro Schiene den Ausbau des Schienennetzes, damit mehr Güter mit der Eisenbahn transportiert werden können. Über 60 Prozent der auf dem Netz der Deutschen Bahn verkehrenden Güterzüge haben eine Länge von unter 600 Metern. Die maximale Zuglänge ist zu großen Teilen abhängig von der Beschaffenheit der Strecke. Europaweite Standards für die Länge eines Güterzugs sind 740 Meter und vereinzelt auch 835 Meter. Weltweit fahren Güterzüge sogar mit einer Länge von 1.000 Metern, 1.500 Metern und mehr. Wie es in einem Bericht des Lobby-Verbands heißt, verkehrt im Gegensatz dazu heute ein durchschnittlicher Güterzug auf dem deutschen Schienennetz mit 25 bis 30 Güterwagen. Zukünftig sollten Güterzüge rund 35 Waggons umfassen, das würde dann der Länge von 740 Metern gleichkommen, was im Container-Transport 52 LKW entspricht.
Der Betrieb von Güterzügen nach dem EU-Standard kann schon mit kleineren Änderungen an der Infrastruktur realisiert werden, ist sich Allianz pro Schiene sicher. Damit die 740 Meter langen Güterzüge genauso sicher wie kürzere Güterzüge unterwegs sind, müssten Überhol- und Ausweichgleise verlängert werden. Auf einigen Strecken seien zudem Anpassungen der Leit- und Sicherheitstechnik notwendig, wie z.B. das Umsetzen von Lichtsignalen und Kontrollpunkten. Im transeuropäischen Schienengüterverkehr habe sich der 740-Meter-Güterzug längst durchgesetzt, so der Bahn-Lobbyverband. Damit es im Güterverkehr zwischen Deutschland und Europa nicht zu Einschränkungen kommt, sei es notwendig, diesen Standard auch bei uns flächendeckend zu ermöglichen.
Neben den Eisenbahnverkehrs- und Infrastrukturunternehmen, spielt die Politik eine wichtige Rolle bei der Einführung von längeren Güterzügen. Denn, wie Allianz pro Schiene mitteilt, wird der größte Teil der Investitionen in die Infrastruktur in Deutschland aus öffentlichen Mitteln finanziert, so auch beim Schienennetz (Gewährleistungsauftrag des Bundes). Außerdem müssen Eisenbahnverkehrsunternehmen Gebühren für die Streckennutzung zahlen (Trassenpreise), die dann in den Erhalt des Schienennetzes investiert werden.
Der Bau und die Ertüchtigung neuer Trassen werden vom Bund beim Eisenbahninfrastrukturdienstleister DB Netz AG in Auftrag gegeben. Die Dringlichkeit, das Schienennetz für den Einsatz längerer Güterzüge fit zu machen, sei allerdings in der Politik noch nicht angekommen. Ausbaumaßnahmen für den Einsatz von 740 Meter langen Güterzügen werden im jüngst verabschiedeten Bundesverkehrswegeplan (BVWP) nicht im „Vordringlichen Bedarf“ eingestuft, befinden sich also in der Warteschleife oder sind noch in der Prüfung. Die Allianz pro Schiene setzt sich daher weiter dafür ein, dass auch in Deutschland schnellstmöglich mehr 740 Meter lange Güterzüge verkehren können.
Weitere Informationen sowie Daten und Fakten gibt es auf der Internetseite von Allianz pro Schiene.
(red/ApS)