Am gestrigen Montag stellten der Bahnkonzern und die Bundespolizei gemeinsam den DB-Sicherheitsbericht des vergangenen Jahres vor (Bahnblogstelle berichtete). Während bei den Straftaten in den Bereichen Vandalismus, Graffiti und Metalldiebstahl Rückgänge zu verzeichnen sind, bereiten Übergriffe auf Bahnmitarbeiter immer größere Sorgen.
Beschimpft, geschlagen und mit Fäkalien beworfen – was Beschäftigte im Öffentlichen Dienst über sich ergehen lassen müssen, nur weil sie ihren Job machen, ist schockierend: Die Kampagne „Gefahrenzone Öffentlicher Dienst“ der Deutschen Beamtenbund-Jugend NRW (dbb jugend nrw) informiert über die aktuelle Situation betroffener Mitarbeiter. Im Öffentlichen Dienst zu arbeiten darf nicht weiter gefährlich sein, so die Forderung der Kampagne.
Laut DB-Sicherheitsbericht, der am Montag vorgestellt wurde, ging die überwiegende Anzahl von Übergriffen auf DB-Mitarbeiter im Jahr 2015 zu Lasten des Sicherheitspersonals. Ein Viertel der Zwischenfälle wurde von Zugbegleitern gemeldet. 2014 hatte die DB 1.500 Übergriffe gegen ihre Mitarbeiter registriert. 2015 wurden hingegen 1.200 Angriffe bei der Polizei angezeigt und weitere 600 Fälle intern gemeldet. Die Dunkelziffer der Übergriffe dürfte jedoch weitaus höher liegen, ist sich der stellvertretende Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Klaus-Dieter Hommel, sicher und fordert ein bundesweit einheitliches Konzept gegen die zunehmende Gewalt gegen Beschäftigte in den Verkehrsbetrieben.
„Der vorgelegte Sicherheitsbericht der DB AG zeichnet ein Bild der Aggressionen allein in einem Unternehmen, was wir brauchen ist aber eine Gesamtübersicht und entsprechende gesamthafte Lösungen”, machte der EVG-Vize deutlich.
Nicht nur bei der Deutschen Bahn, auch bei vielen privaten Bahnunternehmen käme es zu Übergriffen gegen Zugbegleiter und Lokführer. Zudem seien auch Busfahrer betroffen, Servicemitarbeiter und insbesondere Kolleginnen und Kollegen aus dem Bereich Sicherheit.
„Es ist nicht zielführend, wenn jedes Unternehmen für sich die Sachlage analysiert und nach Wegen aus dieser Misere sucht, wir müssen uns jetzt alle gemeinsam an einen Tisch setzen und praktikable Wege aufzeigen”, forderte Hommel.
An einem solchen Runden Tisch müssten neben den Eisenbahnverkehrsunternehmen auch Fahrgastverbände und die Polizei teilnehmen.
„Letztlich brauchen wir auch die Politik und die Verkehrsverbünde, sind sie es doch, die in den Ausschreibungen von Nahverkehrsleistungen festlegen, ob und wie viele Zugbegleiter und Sicherheitskräfte auf den Zügen mitfahren”, machte der EVG-Vize deutlich.
Hommel verwies darauf, dass die EVG schon mehrfach mit Fragebogenaktionen die Ängste der Kolleginnen und Kollegen aufgenommen habe und mit Notfallkarten oder Betriebsvereinbarungen Verbesserungen für die Beschäftigten erreicht hätte.
„Da sich die Situation aber offensichtlich weiter verschärft, sind die Eisenbahn- und Busunternehmen in unserem Organisationsbereich in der Pflicht, endlich zielführende Gespräche mit uns aufzunehmen und passende Sicherungsmodelle zu entwickeln – schon allein um ihrer sozialen Verantwortung als Arbeitgeber gerecht zu werden”, so der EVG-Vize.
Entsprechende Vorstöße der Gewerkschaft habe es in der Vergangenheit mehrfach gegeben, erklärt die EVG in einer Pressemitteilung.
(red/dbb jugend nrw/EVG/DB)
Letzte Aktualisierung: 26.04.2016, 15:29 Uhr