Seit Donnerstag (26. Juli) treffen im DB Museum in Nürnberg die ost- und westdeutsche Eisenbahngeschichte aufeinander. Auf dem Freigelände sind erstmals zwei luxuriöse Schienenfahrzeuge aus Ost und West gemeinsam zu sehen. Die Fernverkehrszüge VT 11.5 (eingesetzt für den „Trans Europ Express“, kurz „TEE“, der Bundesbahn) und VT 18.16 (eingesetzt u.a. für den „Vindobona“ der DDR-Reichsbahn) waren wegweisend für die Entwicklung des Schienenverkehrs in den beiden deutschen Staaten ab den 1950er Jahren.
In Westeuropa verbanden ab 1957 TEE-Züge im Kontext europäischer Gemeinschaft eine Vielzahl von Metropolen. Zur Planung und Umsetzung des Projekts wurde 1954 eine Kommission von sieben westeuropäischen Staatsbahnen gegründet. Zwar kam die Entwicklung gemeinsamer europäischer Züge nicht zustande, doch wurden Kriterien festgelegt, die für alle im TEE-Verkehr zum Einsatz kommenden nationalen Züge gelten sollten. So verständigte man sich unter anderem auf eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h; außerdem wurde die charakteristische Farbgebung, eine Kombination aus Bordeauxrot und Beige mit silberfarbenen TEE-Emblemen, festgelegt.
Sehr schnell entwickelte sich der von der Deutschen Bundesbahn konzipierte Dieseltriebzug VT 11.5 zum Star des deutschen TEE-Netzes. Jedoch führten die zunehmende Elektrifizierung vieler TEE-Strecken sowie das geringe Platzangebot in den Triebzügen zum vermehrten Einsatz von lokbespannten Zügen. Die durch diese Entwicklung zur Verfügung stehenden VT 11.5-Triebzüge wurden umgenutzt und bis Ende der 1970er Jahre im InterCity-Netz eingesetzt.
Parallel zur Deutschen Bundesbahn entwickelte in der DDR die Deutsche Reichsbahn die Baureihe VT 18.16, um internationale Reisende von Ostberlin etwa nach Kopenhagen, Prag oder Wien zu befördern. Die Baureihe gilt bis heute als Prestigeobjekt der Planwirtschaft. Vor allem Geschäftsreisende aus Westberlin und Skandinavien nutzten die Züge mit 1. und 2. Klasse auf ihrer Durchreise durch die DDR.
Im Volksmund wurden die Dieseltriebwagen der Baureihe VT 18.16 oft als „Görlitzer“ oder „Vindobona“ bezeichnet. Die Bezeichnungen gehen auf den Hersteller (VEB Waggonbau Görlitz) bzw. auf die Streckenbezeichnung der 1957 eingeführten Verbindung zwischen Ostberlin und Wien zurück (Vindobona = Lateinisch für Wien).
Zum ersten Mal in der Geschichte der Eisenbahn werden nun „TEE“ und „Vindobona“ zusammen gezeigt. Auf dem Außengelände des Museums werden zwei Triebköpfe und ein Großraumwagen des VT 11.5 („TEE“) sowie ein Triebkopf und ein Speisewagen des VT 18.16 („Vindobona“) ausgestellt.
Dr. Oliver Götze, Direktor des DB Museums: „Ob Eisenbahnfan oder nicht: Der Faszination der beiden Schnelltriebwagen wird sich kaum jemand entziehen können. Sie sind von zeitloser Eleganz, wecken Sehnsucht nach der Ferne und stehen für ein wichtiges Kapitel der deutschen Verkehrsgeschichte. Erstmals werden sie nun zusammen gezeigt – ein besonderes Highlight in unserem Jahresprogramm.“
Beide Züge können von Dienstag bis Sonntag zu den regulären Öffnungszeiten des Museums besichtigt werden. Sechsmal täglich werden zudem Teile der Innenräume beider Züge für interessierte Besucherinnen und Besucher zugänglich gemacht.
red/DB