150 Jahre Bahnhof Rohrbach: Jubiläums-Sonderzug „Wolnzach-Express“ fährt mit historischem Schienenbus

Lokalbahn 1959 (© J.Rehm / Hallertauer Lokalbahnverein)

Anlässlich des 150-jährigen Bestehens des Rohrbacher Bahnhofs lebt der seit 1969 ruhende Personenzugverkehr zwischen Rohrbach (Ilm) und Wolnzach Markt für ein Wochenende wieder auf. Wie der Hallertauer Lokalbahnverein e.V. mitteilt, werden am 19. und 20. August 2017 wieder Sonderfahrten mit dem „Wolnzach Express“ veranstaltet. Zum Einsatz kommt dabei ein historischer Schienenbus aus den 1960er Jahren.


Der erste Zug Richtung Wolnzach verlässt den Rohrbacher Bahnhof am Samstag (19. August) gegen 10:55 Uhr. Danach verkehren die Sonderzüge zwischen 12:25 und 20:27 Uhr stündlich sowie zusätzlich um 21:25 Uhr (nur am 19. August). Ab Wolnzach pendeln die roten Schienenbusse zwischen 12:00 und 21:00 immer etwa zur vollen Stunde in Richtung Rohrbach, am Sonntagvormittag zusätzlich um 10:30 Uhr. Der vollständige Fahrplan steht im Internet unter www.wolnzach-express.de bereit.

Durch Anschluss an die Regionalzüge der Strecke München – Ingolstadt im Bahnhof Rohrbach (Ilm) ermöglicht der Wolnzach-Express am 19. und 20. August 2017 auch eine sichere An- und Abreise ohne Auto für Besucher des Hallertauer Volksfestes in Wolnzach. Wer noch einen Abstecher in das Deutsche Hopfenmuseum plant: Fahrgästen des Wolnzach-Express erhalten bis Ende der Sommerferien einen Rabatt in Höhe von 50% auf den Eintrittspreis.

Fahrkarten können einfach beim Zugbegleiter im Sonderzug gekauft werden. Die einfache Strecke von Rohrbach (Ilm) nach Wolnzach Markt kostet 3,50 Euro. Kinder und Jugendliche bis einschließlich 14 Jahren reisen für 1,50 Euro, Kinder unter sechs Jahren kostenlos. Die Mitnahme von Fahrrädern und Kinderwagen ist ohne Aufpreis möglich; jedoch ist der zur Verfügung stehende Platz in den historischen Wagen sehr begrenzt.

Ermöglicht werden die Sonderzugfahrten nicht nur durch den Landkreis Pfaffenhofen: Zahlreiche Sponsoren aus der lokalen Wirtschaft zählen zu den Unterstützern, denn die Kosten einer solchen Sonderfahrt sind aufgrund langer Überführungsfahrten und teurer Genehmigungen für den Verein erheblich.

Nostalgischer Schienenbus

Eingesetzt wird erstmals ein historischer Triebwagen der Baureihe VT 98 aus den frühen 1960er Jahren. Der Schienenbus mit seinen zwei 150 PS starken Büssing-Dieselmotoren wird zusammen mit den Triebwagenführern von den Passauer Eisenbahnfreunden e.V. gestellt. Die Führerräume sind wie bei einem Straßen-Omnibus nicht vom Fahrgastraum abgetrennt; Reisende haben so einen freien Blick auf die Strecke. Ein antriebsloser Steuerwagen erhöht die Kapazität des Sonderzugs auf insgesamt etwa 100 Sitzplätze.

Die rot lackierten Schienenbusse prägten über Jahrzehnte den Nahverkehr auf zahlreichen Nebenstrecken der damaligen Deutschen Bundesbahn. Fast baugleiche, jedoch mit nur einem Motor ausgerüstete Schienenbusse der Baureihe VT 95 waren zwischen 1953 und 1969 auch im Personenverkehr auf der Hallertauer Lokalbahn eingesetzt.

Bis zum Prellbock

Etwa jede zweite Fahrt verkehrt ab Wolnzach Markt weiter, vorbei am Gelände der Firma ARS Altmann, bis zum heutigen Streckenende am Prellbock im Ortsteil Jebertshausen. Dort ist der Ein- oder Ausstieg aus Sicherheitsgründen jedoch nicht zugelassen. Der Zug fährt direkt im Anschluss wieder zurück nach Wolnzach Markt und Rohrbach. Eine Fahrt zum Streckenende ist im Fahrpreis bereits enthalten.

Neugegründeter Verein

Im Jahr 1969 hatte der letzte reguläre Personenzug den Bahnhof Wolnzach Markt auf der 1894 eröffneten Lokalbahn zwischen Rohrbach und Wolnzach verlassen. Ehemals reichte das Streckennetz bis Geisenfeld, Mainburg und Freising. Heute nutzen dieses verbliebene Streckenstück nur noch die Güterzüge des in Wolnzach ansässigen Automobillogistiker ARS Altmann regelmäßig. Seit 2006 finden jedoch vereinzelt Sonderfahrten mit dem „Wolnzach Express“ statt. Dessen Organisatoren haben sich am 26. Mai 2017 zum Hallertauer Lokalbahnverein e.V. zusammengeschlossen.

Der junge Rohrbacher Verein, der sich mit der über 150-jährigen Geschichte des Eisenbahnwesens zwischen Ilm und Abens befasst, möchte in Zukunft auch weitere Projekte realisieren. Dazu zählt neben dem Aufbau einer dauerhaften Sammlung eisenbahnhistorischer Fotos, Dokumente und Gegenstände auch die Restaurierung eines der letzten bayerischen „Bahnbusse“. Die ehemalige Deutsche Bundesbahn betrieb bis Ende der 1980er in ländlichen Regionen zahlreiche dieser Straßen-Omnibusse zur Ergänzung ihres Schienennetzes. Nach über dreijähriger Arbeit wird im Herbst 2017 zudem ein Buch zur Geschichte des Rohrbacher Bahnhofs erscheinen, das in Kürze beim Verein vorbestellt werden kann.


red/Hallertauer Lokalbahnverein

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert