VAG Nürnberg: Zeppelinwagen 144 bereit für den Fahrgastbetrieb

In Nürnberg ist der restaurierte Zeppelinwagen 144 vorgestellt worden. Er steht nun für Sonderfahrten mit Fahrgästen bereit.

  VAG Nürnberg informiert  

Es ist vollbracht: Der „neue“ Nürnberger Zeppelinwagen 144 ist nun bereit für den Fahrgastbetrieb im Rahmen von Sonderfahrten. Damit zieht er mit seinem Zwilling gleich, der bereits seit Mai dieses Jahres durch Nürnbergs polnische Partnerstadt Krakau cruist und schon viele Fans gefunden hat. Und ein Herzensprojekt erreicht seinen Höhepunkt, das die beiden Partnerstädte Krakau und Nürnberg für immer in Freundschaft vereinen wird. Da sind sich Jacek Kołodziej, Werkstattleiter der Krakauer Verkehrsbetriebe, und Tobias Schneider, Werkstattleiter bei der VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg sowie Verantwortlicher für das Projekt seitens der Freunde der Nürnberg-Fürther Straßenbahn e. V. anlässlich der offiziellen Inbetriebnahme des Fahrzeugs am Mittwoch, 15. Oktober 2025 sicher. „Wir sind in dieses außergewöhnliche Projekt vor über fünf Jahren gestartet, durchlebten dann einige technische Höhen und Tiefen und sind heute nur noch glücklich, wenn wir die beiden Züge fahrtüchtig und in voller Pracht sehen“, fassen sie ihre Gemütslage zusammen.

Die Freunde der Nürnberg-Fürther Straßenbahn e. V. haben zusammen mit den Krakauer Verkehrsbetrieben MPK Krakau aus ursprünglich einem Wagen zwei gemacht – einen für Krakau und einen für Nürnberg. Und das kam so: Der Zeppelinwagen ist ein Fahrzeug mit langer und wechselhafter Geschichte. Bereits 1976, im Gründungsjahr des Vereins „Freunde der Nürnberg-Fürther Straßenbahn e. V.“, entdeckte ein Vereinsmitglied den 1909 von der MAN in Nürnberg gebauten Wagen in Krakau. Dieser war während des Zweiten Weltkriegs im Rahmen des Reichsleistungsgesetzes dorthin verkauft worden. Das Bestreben des Vereins war es fortan, den Zeppelinwagen zu restaurieren und nach Nürnberg zurückzuführen – trotz des Eisernen Vorhangs und der damit verbundenen schwierigen Rahmenbedingungen. Da fügte es sich, dass Nürnberg und Krakau 1979 Partnerstädte wurden, woran das Buhlen um den Zeppelinwagen wohl nicht ganz unschuldig war. Und siehe da, 1984 kehrte ein in Krakau restaurierter Zeppelinwagen nach Nürnberg zurück. Zwar erhielt er keine Zulassung für den historischen Fahrbetrieb, wurde aber zum zentralen Ausstellungsstück des 1985 eröffneten Historischen Straßenbahndepots St. Peter. Er markiert damit einerseits den Startpunkt intensiver Beziehungen des Vereins und der VAG mit den Krakauer Verkehrsbetrieben, andererseits war er in Krakau die Initialzündung für das Sammeln historischer Schienenfahrzeuge.

Daher war es vor allem für die Krakauer bereits seit geraumer Zeit eine Herzensangelegenheit, auch für ihre Stadt wieder einen Zeppelinwagen aufzubauen. Auch die Freunde der Nürnberg-Fürther Straßenbahn hegten schon länger den Wunsch, aus dem bisher nicht für den Betrieb mit Fahrgästen zugelassenen Fahrzeug einen voll einsatzfähigen historischen Straßenbahnwagen zu machen. Genau an diesem Punkt sind die Projektbeteiligten nun angekommen. Hinter ihnen liegen reichlich fünf Jahre intensiver Zusammenarbeit, die vor allem auf Nürnberger Seite im Wesentlichen im Ehrenamt erbracht wurden. Rund 8.200 Arbeitsstunden haben sachkundige Mitglieder des Vereins, die häufig im Hauptberuf bei der VAG tätig sind, ehrenamtlich in Konstruktionspläne, den Aufbau eines neuen, originalgetreuen Wagenkastens und das Aufarbeiten des alten Fahrgestells investiert. Auf der Krakauer Seite dürften geschätzte 15.000 Arbeitsstunden in die beiden Fahrzeuge geflossen sein – seitens eines spezialisierten Schreiners für die Holzarbeiten und den Mitarbeitenden der Krakauer Verkehrsbetriebe MPK.

Wer so eng für ein gemeinsames Ziel arbeitet, kommt sich zwangsläufig auch zwischenmenschlich näher. „Krakau fühlt sich inzwischen wie meine zweite Heimat an“, berichtet Tobias Schneider. „Ich war in den letzten Jahren so oft dort und habe die Menschen und die Stadt einfach nur lieben gelernt.“ Besser könne Völkerverständigung nicht funktionieren als in unserem Fall, ist er sich sicher.

Für seine polnischen Freunde ist Tobias Schneider mindestens so dankbar, wie für alle Spender, die das Projekt finanziell unterstützt haben. Schließlich wurde es ausschließlich mit Spendengeldern finanziert. Der Verein der Freunde der Nürnberg-Fürther Straßenbahn e. V. konnte rund 250.000 Euro sammeln. Darunter viele Spenden von Einzelpersonen beispielsweise im Rahmen der Jugendstil-Glühweinfahrten, die jährlich im Dezember angeboten werden und immer einen Spenden-Baustein im Ticket enthalten. Aber auch eine Großspende von 60.000 Euro der Zukunftsstiftung der Sparkasse Nürnberg sicherte den Erfolg des Projekts. „Wir danken allen Spendern für ihren Beitrag und der Zukunftsstiftung der Sparkasse für ihre Großzügigkeit, denn ohne diese Spendenbereitschaft wäre das Projekt niemals möglich gewesen“, zeigt sich Tobias Schneider hoch erfreut über so viel Zuspruch.

Erste öffentliche Fahrten

Und nachdem sich die Öffentlichkeit so rege am Gelingen des Projekts beteiligt hat, ist nun die Zeit gekommen, dass sie das Fahrzeug auch genießen darf. Die Technische Aufsichtsbehörde in Ansbach hat den Zeppelinwagen 144 nach umfangreichen Testfahrten und Prüfungen für den Fahrgastbetrieb im Rahmen von Sonderfahrten freigegeben. Den ersten großen öffentlichen Auftritt wird er am nächsten Öffnungswochenende des Historischen Straßenbahndepots St. Peter am 1. und 2. November 2025 haben. Dann wird der Zeppelinwagen im Depot zu bestaunen sein und zu Rundfahrten aufbrechen.

EVN (redaktionell bearbeitet / Quelle: VAG Nürnberg)