Viele Menschen nutzen tagtäglich die Züge der Münchner S-Bahn – besonders im morgendlichen Berufsverkehr. Kommt es in dieser Zeit zu einem medizinischen Notfall, steht nicht selten ein großer Teil des Betriebs vorübergehend still. Seit einigen Monaten läuft ein Pilotprojekt.
Kommt es auf dem Nadelöhr der Münchner Stammstrecke zu einer Störung oder einem medizinischen Notfall, hat dies große Auswirkungen auf den kompletten Betrieb im S-Bahn-Netz in der bayerischen Landeshauptstadt. Damit Fahrgäste weniger von Zugausfällen und Verspätungen betroffen sind, hat die Deutsche Bahn mit den Rettungsdiensten MKT und Aicher Ambulanz eine Kooperation geschlossen. Ziel ist es, die Verzögerungen auf der Stammstrecke spürbar zu reduzieren und gleichzeitig die Versorgung von Reisenden in einer Notfallsituation zu gewährleisten.
Wie ein Bahnsprecher auf Nachfrage erklärte, kam es 2024 rechnerisch fast täglich zu einer ärztlichen Versorgung eines Fahrgastes. 80 Prozent dieser Einsätze passierten demnach in der morgendlichen Hauptverkehrszeit und ein großer Teil davon an vier Stationen der Stammstrecke. Grund genug für die Bahn, ein bundesweit einmaliges Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit den Rettungsdiensten zu starten. Bis zur Jahresmitte waren nach DB-Angaben Sanitäter an den Stationen Laim, Hackerbrücke, Donnersbergerbrücke und Hirschgarten präsent, um bei Notfällen schnell zu helfen und Fahrgäste aus der S-Bahn zu begleiten. Das Projekt wurde im Februar 2025 gestartet.
„Auch wenn die absolute Zahl von neun Einsätzen im ersten Halbjahr auf den ersten Blick gering scheint, sind wir mit den Ergebnissen des Pilotprojekts sehr zufrieden“, betonte der Bahnsprecher. Denn so habe man die Standzeit betroffener S-Bahnen im Schnitt von 15 bis 20 Minuten auf nur fünf Minuten verkürzen können. Damit sei der Umfang der in diesen Fällen insgesamt entstehenden Verspätungen im S-Bahn-Netz um rund zwei Drittel reduziert worden.
Matthias Fischer, Sprecher des MKT-Rettungsdienstes, teilte auf Anfrage mit: „Unsere Zwischenbilanz fällt äußerst positiv aus. Obwohl wir nur zwei Stunden täglich an den Haltestellen der Stammstrecke präsent sind, erzielen wir eine spürbare Wirkung.“ Mehrere Notfälle hätten die Sanitäter so schnell versorgen und die Patienten sicher aus den Zügen begleiten können. „Zusammengefasst bedeutet das: Hilfe kommt deutlich schneller, Verspätungen werden minimiert und die Fahrgäste profitieren von einer geordneten Situation. Ohne unseren Einsatz wären hunderte zusätzliche Verspätungsminuten entstanden – diese konnten wir erfolgreich verhindern.“
Die Teams der Rettungsdienste bestehen in der Regel aus zwei Sanitätern. „Dank ihrer leuchtend-auffälligen Einsatzkleidung sind meine Kolleginnen und Kollegen im Notfall sofort erkennbar und ansprechbar“, sagte Fischer. Um eine Erstversorgung bestmöglich durchzuführen, tragen die eingesetzten Sanitäter eine umfangreiche notfallmedizinische Ausrüstung bei sich – darunter Notfallrucksack, EKG-Gerät und Sauerstoffversorgung.
Die Bahn will das Projekt aktuell in angepasster Form zunächst bis zum Jahresende fortsetzen. Hierzu erklärte der Bahnsprecher: „Der Sanitätsdienst ist nun von 7 bis 9 Uhr an den beiden Stammstrecken-Stationen Hirschgarten und Donnersbergerbrücke präsent und gelangt von dort aus auch schnell zu den benachbarten Stationen in Laim und an der Hackerbrücke.“

EVN