Ein Zug ist auf dem Weg zum Abstellgleis, als der Lokführer einen Stromschlag bekommt und anschließend medizinisch behandelt werden muss. Jetzt gibt es weitere Details zu dem Vorfall.
Am Freitag vor gut einer Woche (15. August) erleidet ein Lokführer in München auf der Fahrt in die Abstellung einen Stromschlag. Nach Informationen der Bundespolizei handelte es sich bei dem Zug um einen ICE. In einer Erstmeldung war damals von einer S-Bahn die Rede. Zum Stand der Ermittlungen teilten die Beamten mit, dass ein Teil des Fahrschalters des Öfteren aus seiner Vorrichtung gesprungen war, wodurch die Hand-Sicherheitsfahrschaltung jedes Mal nach 30 Sekunden eine Zwangsbremsung ausgelöst habe. Beim Zurückdrücken des Schalters sei vermutlich die Isolation eines Kabels, das Kontakt zum Gehäuse hatte, beschädigt worden, wie ein Sprecher der Bundespolizei auf Anfrage erklärte.
Über den abgelegten Arm habe der Bahnmitarbeiter einen Stromschlag von 110 Volt erlitten. Der Lokführer habe sich dadurch „leichte Verbrennungen am linken Unterarm“ zugezogen. Er wurde durch den Rettungsdienst behandelt und in ein Krankenhaus eingeliefert. Nach Untersuchungen sei der Verletzte wieder entlassen worden, eine stationäre Aufnahme erfolgte demnach nicht.
Von Seiten der Deutschen Bahn hätte sich der Notfallmanager vor Ort um alle DB-seitigen Maßnahmen gekümmert, so der Polizeisprecher weiter. Zur genauen Ursache des kompletten Sachverhalts lägen der Bundespolizei bislang noch keine Ergebnisse vor, man gehe aber von einem technischen Defekt aus, wie es weiter hieß. Der betreffende ICE wurde abgestellt und war nicht mehr fahrbereit.
Bahn: Sicherheit stets an erster Stelle
Die Deutsche Bahn betonte auf Nachfrage, dass die Sicherheit von Fahrgästen und Mitarbeitenden stets an erster Stelle stehe. Jegliche Vorfälle würden untersucht, um im Anschluss geeignete Maßnahmen zu ergreifen, damit ähnliche Situationen in Zukunft verhindert würden, sagte ein Bahnsprecher. Genauere Untersuchungen zu dem Vorfall würden noch laufen.
Elektrische Sicherheit in und an Eisenbahnfahrzeugen
Die Thematik elektrischer Sicherheit betrifft alle Hersteller und Fahrzeugtypen gleichermaßen. Auch wenn der betreffende Zug in diesem Fall kein Fahrzeug von Stadler ist, teilte eine Sprecherin des Unternehmens mit, dass der Führerstand von Zügen im Regelbetrieb grundsätzlich sicher sei. „Elektrische Gefährdungen bestehen jedoch insbesondere bei Wartungsarbeiten oder technischen Defekten, etwa im Maschinenraum, an Schaltschränken oder im Bereich des Stromabnehmers. Dort können auch nach Abschaltung der Fahrleitung gefährliche Restspannungen auftreten.“ Die Fahrleitungsspannung bei der Eisenbahn in Deutschland liegt bei 15.000 Volt Wechselstrom. „Im Inneren der Fahrzeuge können je nach System mehrere hundert bis über 1.000 Volt Gleichstrom anliegen, mit entsprechend hohen Stromstärken“, so die Sprecherin weiter.
Nach Angaben des Zugherstellers gelten für den Umgang mit elektrischen Komponenten „strenge Vorschriften, darunter die Sicherheitsregeln nach VDE sowie interne Arbeitsanweisungen, die den sicheren Umgang im Normal- und Störungsfall regeln.“ Eine sorgfältige Gefährdungsbeurteilung und regelmäßige Schulungen seien dabei unerlässlich, hieß es abschließend. Anfragen zu dieser Thematik bei anderen bekannten Zugherstellern blieben zunächst unbeantwortet.
EBA: Bahnunternehmen für Sicherheit zuständig
Das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) erklärte auf Nachfrage, dass Eisenbahnunternehmen uneingeschränkt dafür verantwortlich seien, den Betrieb sicher zu führen. Grundlage sei hier das Allgemeine Eisenbahngesetz (AEG). Eine Sprecherin der Behörde teilte mit, dass das EBA etwa überwache, „ob die Fahrzeuge den nationalen und internationalen Zulassungsanforderungen genügen und ob die Eisenbahnunternehmen die einschlägigen Sicherheitsanforderungen und gesetzliche Bestimmungen einhalten“. In Führerräumen, an Schaltschränken oder im Maschinenraum eines modernen Triebfahrzeugs seien spannungsführende Teile abgedeckt. „Die Abdeckung entfernen bzw. sich einer Beschädigung annehmen darf nur, wer dafür ausgebildet ist“, so die EBA-Sprecherin.

EVN