SBB befördert mehr Reisende – für Angebotsausbau weitere Finanzmittel nötig


Noch nie waren so viele Menschen mit der SBB unterwegs wie im Jahr 2024: Täglich nutzten 1,39 Millionen Reisende die Züge des Fern- und Regionalverkehrs nach Angaben der Schweizer Bahngesellschaft. Für einen Ausbau des Bahnangebots seien aber weitere Erträge nötig.

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Immer mehr Menschen setzen auf die Bahn als bevorzugtes Verkehrsmittel. Diese erfreuliche Entwicklung erreichte 2024 mit täglich 1,39 Millionen Fahrgästen einen neuen Rekordwert – sowohl im Fern- als auch im Regionalverkehr. Die Rekordzahl an Reisenden sorgte für ein positives Ergebnis im Fernverkehr. Gewinne gab es auch bei SBB Immobilien und SBB Infrastruktur Energie. SBB Cargo International ist wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt. Hingegen schrieb SBB Cargo Schweiz einen hohen Verlust. Gesamthaft resultierte ein Gewinn von 275 Millionen Franken.

Die SBB ist mit dem Gesamtergebnis zufrieden, allerdings mit Vorbehalten. Der Anstieg der Verschuldung konnte dank konsequenter Umsetzung der Spar- und Effizienzmassnahmen gedämpft werden. Mittelfristig benötigt die SBB jedoch einen jährlichen Gewinn von 500 Millionen Franken. Aufgrund der steigenden Nachfrage muss das Bahnangebot stetig ausgebaut werden. Dieser Ausbau erfordert eine ertragsstarke SBB. Nur so kann sie Investitionen tätigen, etwa in neue Züge, und die Verschuldung nachhaltig stabilisieren. Der Spar- und Effizienzdruck bleibt hoch.

Pünktlicher Bahnbetrieb trotz vielen Baustellen und einigen Totalsperren

Für die SBB sind ein zuverlässiger und sicherer Bahnverkehr sowie zufriedene Reisende und Mitarbeitende zentral. Die Mitarbeitenden meisterten mit ihrem täglichen Engagement grosse Herausforderungen im Bahnverkehr: Die SBB betrieb die Rekordzahl von über 20’000 Baustellen. Um Bauarbeiten schneller, effizienter und günstiger durchführen zu können, setzte die SBB bei einigen Strecken wie etwa im St. Galler Rheintal und zwischen Zürich HB und Zürich Wipkingen auf längere Totalsperren.

Auch im laufenden Jahr werden Bauarbeiten gebündelt durchgeführt und dafür Streckenabschnitte gesperrt, so etwa zwischen Freiburg und Bern während der Sommermonate, wenn weniger Pendlerinnen und Pendler unterwegs sind.

Die Reparaturarbeiten im Gotthard-Basistunnel konnten wie geplant im August abgeschlossen werden. Seither gelangen Reisende wieder eine Stunde schneller von der Deutschschweiz ins Tessin und dies neu während des ganzen Tages jede halbe Stunde. Gleichzeitig waren die Reisezüge pünktlicher unterwegs – insbesondere in der Westschweiz und im Tessin – wie Ende Januar in der SBB Medienmitteilung zur Pünktlichkeit 2024 kommuniziert. In der Westschweiz wurde im Dezember 2024 der grösste Fahrplanwechsel seit 20 Jahren umgesetzt. Er sorgt in der Region unter anderem für 15 Prozent mehr Züge. Die ersten Wochen brachten einen stabilen Betrieb; an Verbesserungen arbeitet die SBB weiter. Noch nicht zufriedenstellend ist die Pünktlichkeit von Zügen aus dem Ausland.

Reisende und Mitarbeitende sind zufriedener

Die SBB Züge sind immer besser ausgelastet; trotzdem waren die Reisenden zufriedener als im Vorjahr (2024: 79,2 Punkte, 2023: 78,7 Punkte). Dazu beigetragen hat nebst der Pünktlichkeit die Erweiterung des Abo-Sortiments: Sowohl das Halbtax Plus als auch das GA Night sind beliebt und haben die Erwartungen der ÖV-Branche übertroffen. Weiter verbessern will sich die SBB bei der Kundeninformation und der Behebung von Störungen.

Die Kundenzufriedenheit bei SBB Cargo Schweiz sank auf 67,6 Punkte (2023: 73,7 Punkte). Gründe sind Preiserhöhungen und die schlechtere Produktion aufgrund vieler Baustellen in der Nacht, der Teilsperre des Gotthard-Basistunnels und Personalengpässen im Rangierbahnhof Limmattal.

In der Personalumfrage zeigten sich die Mitarbeitenden so zufrieden und motiviert wie noch nie seit Messbeginn vor über zwanzig Jahren (2024: 80 von 100 Punkten, 2023: 79 Punkte). Die SBB ist eine attraktive Arbeitgeberin. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, will die SBB die besten Mitarbeitenden gewinnen und halten.

Die SBB beschäftigt 35 500 Mitarbeitende, das sind knapp 600 mehr als im Vorjahr. Damit wurden der Unterbestand aufgeholt, externe Stellen internalisiert sowie dem steigenden Bauvolumen Rechnung getragen. Beim Aufbau in den vergangenen Jahren handelt es sich zum grössten Teil um Stellen im operativen Bereich, beispielsweise Lok- und Zugpersonal, Ingenieure, Technikerinnen, Handwerker oder IT-Fachleute. Wo Stellen nicht mehr nötig sind, baut sie die SBB ab: Aufgrund der geringen Nachfrage und des schlechten Ergebnisses bei SBB Cargo Schweiz werden rund 80 Vollzeitstellen weniger benötigt. Dieser Abbau erfolgt möglichst über Wechsel innerhalb der SBB oder natürliche Fluktuation.

SBB erzielt Fortschritte bei Sicherheit und Digitalisierung

Die Arbeitssicherheit hat sich dank konkreter Massnahmen verbessert. Die Zahl der Berufs- und Rangierunfälle hat abgenommen. Sehr betroffen machten die SBB zwei tödliche Unfälle von Mitarbeitenden. Die SBB will die Sicherheit in Zügen und an Bahnhöfen weiter erhöhen. Mehrere Massnahmen wurden 2024 umgesetzt: verstärkte Präsenz von Transportpolizei und Transsicura, Einführung von Bodycams, ein neues Security-Trainingsszentrum im Centre Loewenberg und eine gemeinsame Kampagne mit den Sozialpartnern gegen Aggressionen im ÖV.

Fortschritte machte die SBB auch bei der Digitalisierung. Seit 2024 können internationale Tickets via SBB Mobile gekauft werden. Als eine der ersten Bahnen in Europa testete die SBB erfolgreich eine ferngesteuerte Rangierlokomotive unter laufendem Betrieb. Neue Programme ermöglichen die Weiterentwicklung der Bahnsteuerung und eine schnellere Analyse des Fahrplans. Die Digitalisierung hilft, den Bahnverkehr der Zukunft effizienter und produktiver zu betreiben.

Internationaler Personenverkehr hat Potenzial

Die SBB sieht eine steigende Nachfrage im internationalen Personenverkehr und arbeitet intensiv daran, die grenzüberschreitenden Verbindungen auszubauen. Dafür braucht die SBB künftig mehr Züge, zudem müssen ältere ersetzt werden. Die SBB prüft dabei perspektivisch auch den Einsatz von neuen Hochgeschwindigkeitszügen im grenzüberschreitenden Verkehr. Dazu sollen Informationsaustausche mit Herstellern zur Beschaffung und Finanzierung der Züge durchgeführt werden. Entsprechende Vorankündigungen erfolgen demnächst über die Beschaffungsplattform Simap.

Zudem hat die SBB eine Studie durchgeführt, um die Machbarkeit einer Direktverbindung zwischen der Schweiz und London zu prüfen. Die Ergebnisse zeigen, dass diese technisch machbar, jedoch anspruchsvoll ist. Die SBB möchte diese Verbindung anbieten und treibt das Projekt voran. Eine Umsetzung ist jedoch frühestens in den 2030er-Jahren möglich.

Bahnausbau ist nötig, ebenso Priorisierung nach Kundennutzen

Das bereits heute stark frequentierte Bahnnetz wird in den kommenden Jahren noch dichter befahren, die Nachfrage wird weiter steigen. Was es deshalb im nächsten grossen Ausbauschritt braucht, ist seit längerem klar: im Reiseverkehr 20 Prozent mehr Sitzplätze, im Fernverkehr flächendeckend den Halbstundentakt und auf vielen Strecken sogar den Viertelstundentakt, im Güterverkehr ein schweizweites Expressnetz und einen Halbstundentakt auf der West-Ost-Achse.

Bei der Konkretisierung der Planungen hat sich leider gezeigt: Anpassungen sind nötig, die Mehrkosten gross. Aber nur so kann das Bahnsystem auch künftig stabil und pünktlich betrieben werden. Heute weiss die SBB dank besseren Simulationsmethoden für Fahrzeiten oder Umsteigezeiten viel präziser als 2014, wie viele Abstellanlagen, neue Kreuzungsstellen, Doppelspurabschnitte oder Perronverlängerungen notwendig sind. Zudem hat die SBB entschieden, auf schnelleres Fahren in Kurven mit dem FV-Dosto zu Gunsten von mehr Reisekomfort zu verzichten. Die Folge der veränderten Ausgangslage: Schweizweit sind rund 80 zusätzliche Projekte nötig. Hinzu kommen Mehrkosten bei bereits beschlossenen Projekten. Bahnhöfe mit sehr vielen Reisenden müssen höheren Anforderungen oder angepassten Normen und Vorgaben genügen.

Angesichts der hohen Zusatzkosten hat das Eidgenössische Departement für Umwelt-, Verkehr-, Energie und Kommunikation (UVEK) folgerichtig entschieden, Ausbauprojekte für Schiene und Strasse zu priorisieren; nach welchen Kriterien ist zu definieren. Die externe Überprüfung durch die ETH Zürich wird hier Grundlagen für die richtigen Entscheide liefern. Die SBB ist als Teil der Begleitgruppe beratend tätig. Wichtig ist aus Sicht der SBB, Kapazitätsengpässe zu beseitigen, sowie den weiteren Bahnausbau nach dem grösstmöglichen Kundennutzen zu priorisieren: Die Bahn muss für die ganze Schweiz weiterentwickelt werden – dabei gilt es, die Bedürfnisse der Agglomerationen bis hin zu den Randregionen zu berücksichtigen. Hinzu kommt die Wirtschaftlichkeit: Neue Bahnanlagen müssen unterhalten werden – die Folgekosten für Substanzerhalt betragen jährlich rund drei Prozent der Baukosten, weshalb die Gesamtkosten für den Substanzerhalt insgesamt ansteigen.

Mit Mut und Innovation die Mobilität neu denken

Das vor einem Jahr vorgestellte Zielbild der SBB für die Mobilität ab Mitte des Jahrhunderts kann dabei als Kompass dienen. “Flexibler, häufiger, schneller” heisst für die SBB, Verbindungen von Tür-zu-Tür zu denken und alle Verkehrsmittel nach ihren Stärken einzusetzen. Zudem ist Mut erforderlich, das Knotenprinzip oder die Haltepolitik zu hinterfragen. Wenn Züge weniger halten, wird die Bahn schneller. Rufbusse oder automatisierte Fahrzeuge stellen sicher, dass Menschen in maximal 15 Minuten einen Bahnhof erreichen und dort alle 15 Minuten einen Anschluss haben. Einen konkreten Test mit automatisierten Fahrzeugen führt die SBB zusammen mit dem Kanton Zürich 2025 im Furttal durch.

Angesichts der offenen Fragen zum Bahnausbau ist es erst recht wichtig, die Mobilität vorausschauend zu planen – und dies mit Blick auf künftige Bedürfnisse von Reisenden, Güterverkehrskunden und der Schweiz, welche die SBB verbindet. Die SBB ist überzeugt, dass die Bahn eine Schlüsselrolle in einer zukünftigen, klimafreundlichen Gesamtmobilität spielen wird.


EVN (redaktionell bearbeitet / Quelle: SBB)