Auf der Regionalkonferenz im Landratsamt Aschaffenburg stellte die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) Anfang März ihre Planungen für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) zum Fahrplanjahr 2018 sowie die mittelfristige Weiterentwicklung des SPNV für den Regierungsbezirk Unterfranken vor.
Wie die BEG mitteilt, sind die Inbetriebnahme der Spessart-Neubaustrecke Laufach – Heigenbrücken ab 26. Juni 2017 und die damit verbundenen Neuerungen für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) von herausragender Bedeutung.
„Die Spessart-Neubaustrecke stellt den zentralen Baustein für einen attraktiven Bahnverkehr zwischen Unterfranken und dem Rhein-Main-Gebiet dar“, erklärt Johann Niggl, Sprecher der Geschäftsführung der BEG. „Diese Engpassbeseitigung ist die Grundlage für eine höhere Pünktlichkeit der Regionalzüge und für bessere Anschlüsse im Schienenpersonennahverkehr“.
Spessart-Neubaustrecke Laufach – Heigenbrücken
Nach rund vierjähriger Bauzeit geht am 26. Juni 2017 die knapp acht Kilometer lange Spessart-Neubaustrecke zwischen Laufach und Heigenbrücken in Betrieb. Der Abschluss der restlichen Bauarbeiten ist für Dezember 2017 geplant. Sie ersetzt die alte, zum Teil nur mit 70 km/h befahrbare Steilstrecke mitsamt dem 160 Jahre alten Schwarzkopftunnel, die bisher einen sensiblen betrieblichen Engpass im Schienenverkehr zwischen Würzburg und Frankfurt (Main) darstellte.
Die Neubaustrecke verläuft überwiegend in Tunnellage und kann mit 150 km/h befahren werden. Der alte Bahnhof Heigenbrücken wird zugunsten eines neuen barrierefreien Haltepunktes in östlicher Ortslage stillgelegt. Die Bahnhöfe Hösbach und Laufach erhalten neue Bahnsteige. Bereits im Dezember 2015 konnte der Bahnhof Partenstein umfassend modernisiert werden.
Johann Niggl ist sich sicher: „Von der neuen Spessart-Strecke profitiert der gesamte Schienenverkehr zwischen Unterfranken und dem Rhein-Main-Gebiet. Der ICE-Verkehr wird künftig nicht mehr am alten Schwarzkopftunnel ausgebremst, für den Güterverkehr entfallen die Schiebeloks, und Reisende im Regionalverkehr kommen in den Genuss moderner Bahnstationen.“
Neues Fahrplankonzept im Schienenpersonennahverkehr ab 26. Juni 2017
Da am neuen Haltepunkt in Heigenbrücken keine Züge mehr wenden können, muss der Regionalverkehr zwischen Aschaffenburg und Heigenbrücken neu geordnet werden. Die Pendelzüge Aschaffenburg – Heigenbrücken verkehren daher künftig täglich im attraktiven Stundentakt (bisher samstags und sonntags nur im Zweistundentakt) bis Laufach mit Zwischenhalt in Hösbach. Viele Züge verkehren durchgängig über Hanau bis Frankfurt (Main) Süd, an Samstagen und Sonntagen sogar im Stundentakt. Während der Hauptverkehrszeit an Montagen bis Freitagen fahren weiterhin die Regionalbahnen Aschaffenburg Hbf – Heigenbrücken – Gemünden (Main), so dass Berufspendlern weiterhin Direkt-verbindungen von Laufach und Hösbach nach Lohr und Gemünden (Main) zur Verfügung stehen. Zugleich ist auch Heigenbrücken während der nachfragestarken Verkehrszeiten halbstündlich an Aschaffenburg angebunden.
Main-Spessart-Express – neue Verbindungen ab 26. Juni 2017
Frankfurt-Pendler am Bayerischen Untermain können sich ab 26. Juni 2017 montags bis freitags auf eine neue Express-Verbindung freuen: Der heutige RE 4596 Gemünden (Main) ab 06:35 Uhr nach Aschaffenburg Hbf (an 07:15 Uhr), der auch die Bahnhöfe Laufach (07:08 Uhr) und Hösbach (07:12 Uhr) bedient, wird mit Inbetriebnahme der Spessart-Neubaustrecke über Offenbach (07:45 Uhr) nach Frankfurt (Main) Hbf (08:00 Uhr) verlängert.
Hinzu kommen Verbesserungen im Spätverkehr. Der heutige RE 4635 Frankfurt (Main) Hbf ab 23:30 Uhr nach Aschaffenburg Hbf (an 00:21 Uhr) verkehrt neu täglich weiter bis Gemünden (Main) (Ankunft 01:03 Uhr; bisher nur samstags und sonntags) und hält auch in Hösbach (00:26 Uhr) und Laufach (00:30 Uhr). An Samstagen, Sonn- und Feiertagen wird diese Nachtverbindung bis Würzburg Hbf (01:26 Uhr) verlängert und bietet sich damit als Nachtschwärmer-Verbindung zwischen dem Rhein-Main-Gebiet und Unterfranken mit Anschluss an den ÖBB-Nachtzug EN 421/40421 nach Wien und München, Innsbruck an.
„Das neue Angebot an Regionalzügen zwischen Würzburg, Aschaffenburg und Frankfurt (Main) berücksichtigt alle Interessen: Mehr umsteigefreie Verbindungen, mehr Verbindungen für Pendler, mehr Spätverbindungen – das ist unsere Alternative zum täglichen Stau auf den Straßen“, freut sich Johann Niggl.
Mittelfristige Verbesserungen im SPNV am Bayerischen Untermain
Nach Abschluss aller Bauarbeiten an der Spessart-Neubaustrecke und dem vollständigen Einsatz der neuen Doppelstock-Triebzüge beim Main-Spessart-Express (RE Frankfurt (Main) – Würzburg – Bamberg) können auch Reisezeit-verkürzungen und bessere Anschlüsse am Bayerischen Untermain realisiert werden. Ab Dezember 2018 beabsichtigt die BEG, mit dem geplanten Einsatz neuer, barrierefreier Triebzüge der Hessischen Landesbahn auf der RB-Linie 75 Aschaffenburg – Darmstadt – Wiesbaden in Aschaffenburg den stündlichen Anschluss vom Main-Spessart-Express aus Würzburg zu den RB-Zügen nach Darmstadt und Wiesbaden herzustellen. Mittelfristig soll die neue RB-Linie Frankfurt (Main) – Aschaffenburg Hbf – Laufach im Rahmen der Stationsoffensive des Freistaats Bayern mit der DB AG auch die neu geplanten Haltepunkte Aschaffenburg Ost und Mainaschaff Nord im täglichen Stundentakt bedienen.
Auch im Netz der Westfrankenbahn (Aschaffenburg – Miltenberg – Crailsheim, Miltenberg – Seckach), die im Januar 2017 vom Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg und vom Freistaat Bayern den Zuschlag für die Erbringung der Verkehrsleistungen bis Dezember 2031 erhielt, sind ab Dezember 2019 Verbesserungen geplant. So werden zukünftig alle Züge der Westfrankenbahn barrierefrei sein, während der Hauptverkehrszeit deutlich mehr Sitzplätze bieten und der heutige Regionalbahn-Takt Aschaffenburg – Miltenberg zugunsten besserer Regionalverkehrsanschlüsse in Aschaffenburg Hbf angepasst. Ab Dezember 2019 werden damit alle Züge am Bayerischen Untermain über eine barrierefreie Ausstattung verfügen.
„Wir machen den Bahnknoten Aschaffenburg fit für die Zukunft. Die SPNV-Planungen am Bayerischen Untermain berücksichtigen dabei vollständig auch den ICE-Verkehr“, so Johann Niggl.
red/BEG