Streik bei der Deutschen Bahn füllt Züge privater Anbieter


HANNOVER | Im Personenverkehr wird die Deutsche Bahn seit Dienstagmorgen bestreikt. Private Bahnbetriebe rechnen während dieser Zeit besonders auf Fernverkehrsstrecken mit mehr Kunden.

Anlässlich des Streiks der Lokführergewerkschaft GDL bei der Deutschen Bahn erwarten private Bahngesellschaften in Niedersachsen und Bremen mehr Fahrgäste als üblich. Das hat eine Abfrage der Deutschen Presse-Agentur ergeben. Im Personenverkehr hat der Streik am frühen Dienstagmorgen begonnen, wie die Deutsche Bahn bestätigte. Züge privater Unternehmen in Niedersachsen sollen dagegen fahren.

Insbesondere morgens und nachmittags, wenn Arbeitnehmer pendeln, seien während der Streiks in den Zügen mehr Fahrgäste unterwegs, sagte der Sprecher des Anbieters Erixx aus Celle. Den Effekt gebe es auf typischen Fernverkehrsstrecken, nicht auf kurzen Verbindungen. Erixx gehört wie Enno und Metronom mehrheitlich zu dem Verkehrsunternehmen Netinera – und bedient beispielsweise die Strecke Uelzen-Braunschweig.

Der Anbieter Metronom betreibt unter anderem die Strecke Bremen-Hamburg, auf der sonst regelmäßig Fernverkehrszüge unterwegs sind. Nach dem Streik gefragt, sagt der Sprecher des Unternehmens aus Uelzen: „Die Fahrgäste steigen dann tatsächlich um in den Metronom.“ Auch auf der Strecke Hamburg-Hannover-Göttingen gebe es mehr Reisende. Er schätzt, dass in den Zügen zwischen 20 und 30 Prozent mehr Fahrgäste unterwegs seien.

„Auf den klassischen Pendlerstrecken merken wir den Streik mit einem erhöhten Fahrgastaufkommen“, sagt der Sprecher des zu Abellio gehörenden Anbieters Westfalenbahn aus Bielefeld. Als Beispiel nannte der Sprecher den Schienenweg Hannover-Braunschweig. Allgemein sei zu beobachten, dass Menschen, die ihre Reise verschieben könnten, dies täten.

Nach den Streiks gefragt, sagt der stellvertretende Pressesprecher der zu Transdev gehörenden Nordwestbahn aus Osnabrück: „Die Fahrgäste weichen auf unsere Verbindungen aus.“ Das sei insbesondere auf Trassen bemerkbar, die ebenfalls die Deutsche Bahn befahre. Als Beispiel nennt der Sprecher die Strecke zwischen Bremerhaven und Bremen.

Im Personenverkehr sollte der Streik am Dienstagmorgen von 2.00 Uhr an für 24 Stunden losgehen, im Güterverkehr am Montagabend um 18.00 Uhr. Die Gewerkschaft kämpft um höhere Gehälter und weniger Arbeitszeit bei der Bahn. Knackpunkt des Konflikts ist weiter die Forderung, dass Schichtarbeiter künftig für das gleiche Geld nur 35 Stunden statt wie bisher 38 Stunden arbeiten sollen. In einer Moderation hatte die Bahn einen Kompromissvorschlag akzeptiert. Dieser sah vor, die Arbeitszeit bis 2028 in zwei Schritten auf 36 Stunden zu senken. Die GDL lehnte ab und ließ die Gespräche scheitern.

Malte Diehl, Vorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn Niedersachsen und Bremen, kritisiert den abermaligen Streik. „Es nervt tierisch“, sagte Diehl der Deutschen Presse-Agentur. Es sei nicht nachvollziehbar, dass die GDL in den Verhandlungen keine Kompromissbereitschaft zeige. Es gebe einen unfassbar großen Schaden an der Daseinsvorsorge.


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