BERLIN | Leere Haltestellen, volle Straßen: Wegen des Verdi-Warnstreiks im Nahverkehr stiegen am Freitag viele Menschen aufs Fahrrad oder ins Auto. Gemeinsam mit Fridays for Future machte die Gewerkschaft Druck im Tarifkonflikt des ÖPNV.
Busse, U- und Straßenbahnen sind in vielen Regionen am Freitag im Depot geblieben. Die zweite Warnstreikrunde der Gewerkschaft Verdi im Tarifkonflikt des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) führte in mehr als 70 Städten und zahlreichen Bundesländern zu dessen weitgehendem Erliegen. Schon am Vortag hatte der Warnstreik vielerorts begonnen. Am Freitag weitete Verdi den Ausstand auf weitere Regionen aus. Viele Fahrgäste nutzten statt des Busses das Fahrrad oder das Auto. Auf den Straßen war deutlich mehr los als sonst.
Unterstützung bekam die Gewerkschaft erneut von der Klimabewegung Fridays for Future (FFF), die ebenfalls für Freitag zum bundesweiten Klimaprotest aufgerufen hatte. Auf mehr als 100 Kundgebungen und Demonstrationen traten die Aktivistinnen und Aktivisten gemeinsam mit Gewerkschaftsvertretern auf und solidarisierten sich im Rahmen des Bündnisses «Wir fahren zusammen» mit den Forderungen der Beschäftigten. Aktionen sollte es FFF zufolge in Berlin, Hannover, Leipzig, Köln und Göttingen geben aber auch an kleineren Orten wie Freiberg in Sachsen oder Dannenberg an der Elbe im Wendland.
Für die Bewegung sind gute Arbeitsbedingungen im ÖPNV eine wichtige Voraussetzung für eine gelingende Verkehrswende. Verdi verhandelt derzeit in 14 Bundesländern mit den Verkehrsunternehmen über neue Tarifverträge. Um höhere Entgelte geht es dabei nur in den Bundesländern Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Auch im Saarland forderte die Gewerkschaft mehr Geld, hier einigten sich beide Seiten aber vor wenigen Tagen auf einen Abschluss.
In den anderen Bundesländern geht es hingegen um bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. In Hamburg etwa beabsichtigt Verdi die 35-Stunden-Woche durchzusetzen. Um längere Wendezeiten am Ende einer Route, mehr Urlaubstage und Urlaubsgeld geht es beispielsweise in Berlin.
Nicht gestreikt wurde am Freitag unter anderem in Bayern, wo derzeit keine Tarifverhandlungen laufen. Im Saarland gab es wegen des Abschlusses ebenfalls keinen Arbeitskampf mehr und in Thüringen war der Warnstreik schon am Donnerstag beendet worden. In anderen Ländern begann der Warnstreik hingegen erst am Freitag, etwa in Hessen und in mehreren Teilen Brandenburgs. Auch in Sachsen begann der Ausstand erst am Freitag. In Leipzig und Dresden soll er am Samstag fortgesetzt werden. In Berlin hingegen sollte der Warnstreik am Freitag bereits um 14.00 Uhr enden. Eine erste Warnstreikrunde in zahlreichen Bundesländern hatte es bereits Anfang Februar gegeben.
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dpa